Skip to content

Gestalten, drucken, lernen – 3-D-Druck als 21st century skill

Vor dem Hintergrund einer immer komplexer werdenden und zunehmend technisierten Gesellschaft werden Medienbildung und digitales Lernen auch im Bildungsbereich unabdingbar. Es gibt mehr und mehr hoch spezialisierte Berufsbilder, für die die sogenannten 21st century skills wie digitale Affinität, vernetztes Denken und Problemlösefähigkeit eine zentrale Rolle spielen. Gleichzeitig ist im Hinblick auf aktuelle gesamtgesellschaftliche Themen und Probleme wie den Klimawandel ein interdisziplinäres Denken und Arbeiten notwendig geworden. Ziel der Schulen muss es dabei sein, genau hier anzusetzen, um Schüler*innen auf neue Herausforderungen in der Berufs- und Lebenswelt vorzubereiten.

Ein Beitrag von Aileen Fahrländer

Der 3-D-Druck kann dabei insbesondere in den MINT-Fächern eine innovative Möglichkeit sein, wichtige Fähigkeiten wie systemisches Denken und Problemlösestrategie zu fördern, und bietet durch seine Anschaulichkeit einen ganz entscheidenden Mehrwert. Wichtig dabei ist, dass er (wie alle neuen Medien auch) kein Selbstzweck bleibt, sondern neues Werkzeug im Lerngeschehen wird, dessen Einsatz in ein pädagogisches Konzept eingebettet sein muss.

Intention von MINT-Angeboten in der Schule

MINT-Angebote und somit auch der 3-DDruck sollten im Schul- und im Bildungskontext allgemein unter anderem folgende Intentionen aufweisen und daher inhaltlich sowie didaktisch/methodisch entsprechend ausgerichtet werden:

  • Neugier an MINT wird spielerisch geweckt, es werden alltagsnahe Phänomene erkundet und die Umwelt wird entdeckt.
  • Die Schüler*innen lernen neue Technologien kennen und probieren sie aus.
  • Dabei wird ihr natürlicher Forschungsdrang genutzt.
  • Das Selbstkonzept der Lernenden wird gestärkt.
  • Lehrplan und außerschulische Aktivitäten werden verknüpft.
  • Die Selbstwahrnehmung der Lernenden in Bezug auf die eigenen Kompetenzen wird gestärkt.

Möglichkeiten und Hürden des 3-D-Drucks

Und hier kommen der 3-D-Druck und insbesondere das vorausgehende 3-D-Design ins Spiel. Besonders die hohe Anschaulichkeit, die Haptik, die Möglichkeit, selbst tätig zu werden, sowie das forschende Ausprobieren sind hier als bildungsbezogene Vorteile der Technologie zu nennen. Sollen 3-D-Drucktechnologien in MINT-Angebote integriert werden, ist es aus organisatorischer Sicht sinnvoll, bereits bestehende regionale Angebote zu eruieren und mitunter darauf zurückzugreifen. An vielen Standorten gibt es bereits gut eingerichtete Makerspaces, also offene Jugendwerkstätten, in denen erste Erfahrungen mit dem 3-D-Druck gesammelt werden können. Auch sind an einigen Schulen bereits 3-D-Drucker vorhanden, können jedoch wegen fehlender Expertise der Lehrkräfte teilweise nicht genutzt werden. Hier wird deutlich, dass eine technische, inhaltliche und didaktische Einarbeitung der Lehrkräfte essenziell ist, um die Möglichkeiten, die der 3-D-Druck im Bildungsbereich bietet, voll ausschöpfen zu können. Da außerdem die Anschaffung von 3-D-Druckern oft mit höheren Kosten verbunden ist, ist auch unter diesen Gesichtspunkten die Kooperation mit Druckwerkstätten sinnvoll.

So kann 3-D-Druck ins Curriculum eingebettet werden

Der 3-D-Druck lässt sich in nahezu jedem Fach und jeder Klassenstufe sinnvoll und mit Alltagsbezügen in den Lehrplan integrieren:

mit mathematischen Methoden Schmuck
oder Origami-Vasen designen

Bilder und Karten durch Übertrag von 2-D
in 3-D für Blinde „sichtbar“ machen

geometrische Modelle und Zeichnungen
erfahrbar machen

Ersatzteile für Spielzeug drucken

einfaches Modell eines künstlichen Gelenks drucken, Bewegungen und Strukturen sichtbar machen

Kunst – Design, Alltagsbezüge
Mathematik – Symmetrien

Gemeinschaftskunde, Ethik – Inklusion, Teilhabe
Geografie – Topografie, Reliefkarten

Mathematik – Verläufe von Graphen im dreidimensionalen Koordinatensystem; geometrische Darstellungen

Technik, Physik – Funktionsweisen verstehen, Mechanik

Sport, Physik – dreidimensionale Bewegungsmodelle
Chemie – Molekülstrukturen

Gefahrenanalyse der Drucker

Im Bereich des 3-D-Drucks gibt es zahlreiche Druckverfahren und -materialien, deren Auswahl je nach Anwendungsbereich der zu druckenden Modelle erfolgt. Folgende Fragen spielen beispielsweise bei der Auswahl eine Rolle:

  • Soll das Modell besonders robust oder witterungsbeständig sein?
  • Ist es wichtig, dass das zu druckende Material ungiftig ist?
  • Ist eine besonders lange Haltbarkeit des Modells nötig?
  • Wie lange darf die Druckzeit sein?

Da im Bildungsbereich sowohl das Verfahren als auch das Druckmaterial vollständig ungiftig und ungefährlich sein muss, wird fast immer der FDM-Druck verwendet. Bei diesem Verfahren wird mit fast vollständig biokompatiblen Kunststoffen gedruckt; außerdem wird das Druckbett nur ca. 60 °C heiß, sodass keine Verbrennungsgefahr besteht. FDM-Drucker sind relativ leicht zu bedienen und zu warten und erfordern keine besonderen Standortbedingungen. Bei der Auswahl der zu druckenden Modelle ist wiederum darauf zu achten, dass die Druckzeiten für den Einsatz in der Schule nicht zu lange sind.

Praktikabilitätsanalyse der Software

Wie bei den Druckverfahren gibt es auch in der Auswahl der Software für das 3-D Design Unterschiede. Software, die im Bildungsbereich eingesetzt werden soll, muss intuitiv sein, darf zumindest für Einsteiger*innen und jüngere Kinder kein Vorwissen oder großes technisches Know-how erfordern und sollte im Idealfall recht anschaulich sowie kostenlos sein. Aufgrund dieser Kriterien findet vor allem die Software Tinkercad Anwendung. Tinkercad funktioniert nach dem Baukastensystem, indem einfache geometrische Grundformen per Drag-and-drop zu Modellen zusammengefügt werden – entweder durch Festkörper oder durch sogenannte Bohrungen (Hohlformen). Die Software eignet sich daher explizit für 3-D-Design Einsteiger*innen,
ist aber nur begrenzt für die Konstruktion komplexerer Modelle geeignet. Eine Alternative bietet Onshape. Onshape ist ebenfalls eine kostenlose, webbasierte CAD-Software; im 

3-D-Druck lässt sich in nahezu jedem Fach sinnvoll integrieren, etwa in Kunst mit dem Design einer Vase

Gegensatz zu Tinkercad wird bei Onshape ein 3-D-Körper mittels einer 2-D-Skizze durch Extrusion oder Rotation erzeugt. Dieser Zugang ist weniger intuitiv als bei Tinkercad, dafür bietet Onshape aber deutlich mehr mathematische Hilfsmittel bei der Modellerstellung, etwa die Konstruktion von Mittelpunkten, Tangenten und Parallelen, und lässt sich somit im Bildungsbereich ab Klasse 8 sinnvoll einsetzen.

Mehrwert von 3-D-Druck im Schulalltag

Die Implementierung des 3-D-Drucks kann im Schulalltag eine entscheidende Bereicherung darstellen. Durch offene und kreative Zusammenarbeit kann die Begeisterung der Schüler*innen insbesondere für die MINT-Fächer gefördert werden und innovative Ideen können entstehen. Durch den praktischen und haptischen Umgang mit den gedruckten Objekten kann räumliches Denken gestärkt werden, technische Funktionsweisen sind leichter verständlich (hohe Anschaulichkeit; Raumerfahrung). Die Möglichkeit, ein Projekt oder eine Aufgabe von der Planung bis zur Realisierung zu begleiten, ist extrem motivierend und erlaubt einen konstruktiven und offenen Umgang mit Fehlern. Heuristische Problemlösestrategien sind möglich (Trial and Error, Optimierung von Ergebnissen). Interdisziplinäres und damit kontextualisiertes und alltagsbezogenes Lernen ist möglich, Berufsbezüge können realistisch aufgezeigt werden. Der Review Cycle (im Prinzip der Forschungskreislauf) kann deutlich gemacht werden. Das Betrachten und Anfassen von 3-D-Objekten erhöht inhaltliches Verständnis, Inhalt wird „greifbar“. Daten bleiben besser im Gedächtnis. Im Sinne der Multisensorik ist eine Verknüpfung mit auditiven und pneumatischen Daten denkbar; es ist eine große Dichte an Daten „auf einen Blick“ erfahrbar. Körperliche Datenrepräsentation kann als Modernisierung der Kulturtechnik angesehen werden (Sumerer verwendeten beispielsweise Lehmbrocken zur Mengendarstellung). Und letztlich hat 3-D-Druck ein enormes Begeisterungspotenzial.

Beitrag teilen:

Facebook
Twitter
LinkedIn
Pinterest
XING
WhatsApp
Email

Ähnliche Beiträge

Biene hängt an einer gelben Blüte
6. Mai, 2025
„Alles hängt mit allem zusammen“, erkannte bereits Alexander von Humboldt. In Zeiten der Klimakrise wird deutlich, wie lebenswichtig natürliche Partnerschaften sind, denn: keine Blütenpflanzen ohne Bestäuber, keine Hülsenfrüchte ohne Bakterien. Und damit weniger Stabilität für unsere Ökosysteme und Ernährung. Könnte Gentechnik die Lösung sein? Und falls ja, welches Ausmaß an gentechnischen Eingriffen können wir komplexen Lebensgemeinschaften im Ökosystem zumuten, ohne unsere Lebensgrundlagen zu gefährden?
Junge Frau steht mit Schutzbrille hinter einem elektronischen Robotergreifarm und beobachtet, was passiert
15. April, 2025
Erinnern Sie sich? In einem früheren Onlinebeitrag haben wir auf dem MINT-Zirkel-Blog einen Roboterarm vorgestellt, der ganz einfach aus Pappe, Spritzen, Schläuchen und Büroklammern gebaut werden kann. Der elektronische Robotergreifarm 2.0 stellt eine Weiterentwicklung des damaligen Robotergreifarms vor.
Junge Frau schleift mit einer Maschine einen Holzbalken
9. April, 2025
Nicht nur in den MINT-Berufen, auch in Handwerksberufen fehlt qualifiziertes Personal. In vielen Berufen werden unterschiedliche mathematische Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten genutzt. Am Beispiel des Ausbildungsberufs Zimmerer/Zimmerin wird in diesem Beitrag ausgehend von einer Fachwerkansicht gezeigt, wie sich Lernende typische Fachbegriffe aneignen und daran anschließend typische Rechnungen aus dem Berufsfeld Zimmerer/Zimmerin ausführen.
Schülerin fotografdiert einen Leoparden, was zeigen soll, wie lebensecht die App ist
1. April, 2025
Bereits seit Jahren wird davor gewarnt, dass der Verlust an Biodiversität alarmierende Ausmaße annimmt. Das Bewusstsein für die Wichtigkeit von biologischer Vielfalt und Umweltschutz zu schärfen, ist daher von entscheidender Bedeutung. Wenn wir das Thema in die Klassenzimmer bringen, können wir bereits der nachkommenden Generation zeigen, wie spannend und wertvoll unsere natürliche Welt ist – und dass es in unser aller Händen liegt, sie zu schützen.
Schülerinnen und Schüler machen ein chemisches Experiment unter der Aufsicht einer Lehrerin
25. März, 2025
Wer kennt das nicht: Das Schuljahr neigt sich dem Ende entgegen, Notenkonferenzen werden abgehalten, vielleicht steht eine Projektwoche an, Ausflugstage zum Abschluss werden geplant. Die Schülerschaft ist gedanklich schon in den Sommerferien, normaler Unterricht findet eigentlich kaum noch statt. Um in dieser Phase des auslaufenden Schuljahres doch noch etwas Schüleraktivierung in die Klassen zu bekommen und auch ein wenig die Lerninhalte des vergangenen Schuljahres zu wiederholen, hatte ich mir für das Ende des Schuljahres 2023/24 etwas ausgedacht: ein EduQuest zum Schuljahresabschluss.
Sammlung von Plastikgegenständen wie Zahnbürste und Spülschwamm
20. Februar, 2025
Überlegen Sie einmal, welche Gegenstände aus Kunststoff Sie heute schon benutzt haben. Ob Zahnbürste, Autoschlüssel, Brotbüchse – Kunststoffe sind in unserem Alltag omnipräsent, und das nicht grundlos. Wir nutzen sie jeden Tag. Doch was macht den Alltagsbegleiter Kunststoff eigentlich so besonders? Und gibt es vielleicht doch nachhaltigere Alternativen, die genauso viele Vorteile bieten?
Kinderhände bauen und spielen mit LEGO Education SPIKE-Elementen auf einem Tisch. Sie halten eine Karte und konstruieren kreative Modelle aus bunten LEGO-Steinen.
Gesponserte Inhalte
7. Februar, 2025
Was ist der Unterschied zwischen einer Rakete und naturwissenschaftlichen Schulfächern? Nun, während Raketen unsere Begeisterung für die Physik des Weltalls und Raumfahrttechnik entfachen, fehlt in vielen Klassenzimmern genau diese Faszination für Naturwissenschaften. Etwa die Hälfte der Lehrkräfte gibt an, dass ihre Schüler:innen kein Interesse an Naturwissenschaften haben. Das ergab eine Befragung von mehr als 6000 Lehrkräften weltweit, davon 500 in Deutschland.
Das Bild zeigt einen geöffneten Laptop, auf dem ein KI-Chatfenster geöffnet ist.
4. Februar, 2025
Im digitalen Zeitalter hat sich die Art und Weise, wie wir lehren und lernen, drastisch verändert. Künstliche Intelligenz (KI) nimmt einen immer größeren Platz in unserem Alltag ein und bietet neue Möglichkeiten, Wissen zu vermitteln und zu erwerben. Ein bemerkenswertes Beispiel dafür ist ChatGPT, ein leistungsfähiges Sprachmodell (Large Language Model, LLM), das von OpenAI entwickelt wurde und über künstliche neuronale Netze funktioniert, die darauf ausgelegt sind, menschenähnlichen Text zu verstehen und zu generieren. Doch welche Rolle kann und sollte ChatGPT im Mathematikunterricht spielen?
Mädchen schreibt eine mathematische Gleichung an die Tafel
29. Januar, 2025
Dass unsere Bildung dringend einer geschlechtergerechten und diversitätssensiblen MINT-Bildung bedarf, dürfte inzwischen nur noch die wenigsten überraschen. Doch wie kann diese konkret aussehen und wie kann ich, wenn ich als Lehrkraft den Anspruch habe, meinen Unterricht diskriminierungssensibel zu gestalten, dies in meiner täglichen Arbeit umsetzen? Mit Fokus auf das Unterrichtsfach Mathematik sollen in diesem Beitrag einige Überlegungen vorgestellt werden.
Lehrer erklärt zwei Schülern im Klassenzimmer ein technisches Modell aus einem fischertechnik-Bausatz, während andere Schüler interessiert zuschauen.
Gesponserte Inhalte
3. Januar, 2025
Unsere Welt wird digitaler, und KI prägt unseren Alltag. Mit den fischertechnik STEM Coding Max Bausätzen lernen Schüler:innen, wie Computer „denken“. Entdecken Sie die Schlüsselkompetenz Computational Thinking – praxisnah, kreativ und innovativ. Kostenlose Bausätze für Schulen erhältlich!
Eine Gruppe von Schülern und ein Lehrer in einem Klassenzimmer mit Computern. Die Schüler arbeiten gemeinsam an Laptops, während der Lehrer sie unterstützt.
10. Dezember, 2024
Die Klimakrise rückt immer mehr in den Fokus der gesellschaftlichen Aufmerksamkeit. Während einige Expert:innen meinen, es sei schon zu spät für jegliche Unternehmungen, sind andere optimistischer und drängen auf eine schnelle und konsequente Umsetzung konkreter Maßnahmen. Ein wichtiger Aspekt bei der Bekämpfung ist das Erreichen eines CO2-neutralen Verkehrswesens. Hier sind insbesondere Elektroautos interessant. Ließe sich solch ein Projekt vielleicht im Unterricht aufgreifen?
Start einer Rakete der ESA über der Erde mit Blick auf den Planeten und den Weltraum im Hintergrund.
Gesponserte Inhalte
2. Dezember, 2024
Entdecken Sie das kostenfreie Schulmaterial „Trägersysteme – Von der Erde ins All“ der Deutschen Raumfahrtagentur im DLR. Anschauliche Inhalte zu Raketen, physikalischen Prinzipien und praktischen Experimenten für den MINT-Unterricht. Jetzt downloaden!