Skip to content

An die Schaufeln, fertig, los! Gemeinsam den Boden in Deutschland erforschen

Der Boden ist vielfältig, wertvoll und vor allem: extrem wichtig. Mithilfe der gesammelten und zur Verfügung gestellten Bodendaten der „Expedition Erdreich“ können spannende Fragen zur Beschaffenheit und zu den Funktionen des Bodens im naturwissenschaftlichen Unterricht thematisiert und mit dem didaktischen Begleitmaterial selbstständig erarbeitet werden.

Ein Beitrag von Dr. Carola Garrecht, Luise Ohmann, Dr. Susanne Döhler und Prof. Dr. Ute Harms

Im Alltag begegnen wir dem Thema Boden eher selten, und das, obwohl er fast überall zu finden ist. Auch im naturwissenschaftlichen Unterricht nimmt die Auseinandersetzung mit diesem Thema eine untergeordnete Rolle ein.

Boden als Aspekt der nachhaltigen Entwicklung

Dabei hat der Boden eine zentrale Bedeutung für das Leben auf unserer Erde. Wir produzieren auf ihm einen Großteil unserer pflanzlichen Nahrungs- und Futtermittel sowie unserer nachwachsenden Rohstoffe für die Industrie und Energiegewinnung. Damit steht der Boden ganz am Anfang vieler bioökonomischer Wertschöpfungsketten. Darüber hinaus erfüllt der Boden eine Reihe weiterer wichtiger Funktionen. Er speichert Wasser und filtert Schadstoffe. Er schützt uns auf diese Weise vor Hochwasser und sorgt für sauberes Trinkwasser. Außerdem bildet der Boden einen Lebensraum für eine Vielzahl von Organismen, die abgestorbenes pflanzliches und tierisches Material zersetzen und die Nährstoffe den Pflanzen für das Wachstum zur Verfügung stellen. Durch die Fähigkeit, Kohlenstoff als Humus zu speichern und wieder freizugeben, verfügt der Boden im natürlichen Kohlenstoffkreislauf über eine klimaregulierende Wirkung. Er ist somit ein wichtiges Kompartiment im globalen Kohlenstoffkreislauf und nach den Ozeanen der zweitgrößte Kohlenstoffspeicher der Erde. Ein gesunder Boden bildet also, im wahrsten Sinne des Wortes, die Grundlage unseres Lebens. Und dennoch strapazieren wir den Boden in vielerlei Hinsicht. Wir tragen dazu bei, dass große Flächen versiegelt oder durch den Einsatz schwerer Maschinen verdichtet werden. Moore und andere Feuchtgebiete wurden zur landwirtschaftlichen Nutzung oder durch den Abbau von Torf in vielen Regionen trockengelegt, wodurch große Mengen CO2 freigesetzt wurden.

Weitere Informationen

MZ-03-21_Blogbeitrag_Expedition-Erdreich_Bild1_20220225

Das Lehr- und Arbeitsmaterial sowie das Aktionsheft stehen kostenfrei zum Download zur Verfügung oder können über die Homepage der „Expedition Erdreich“ bestellt werden.

 Und neben der stetig wachsenden Weltbevölkerung erhöht der Strukturwandel von einer erdölbasierten hin zu einer biobasierten Wirtschaft aufgrund intensiver Nutzung den Druck auf den Boden. Es ist also höchste Zeit, dass wir nachhaltiger mit ihm umgehen. Um eine solche Veränderung im Umgang mit dem Boden zu erreichen, bedarf es neben des Wissens über den Aufbau und die Eigenschaften von Böden auch eines veränderten Bewusstseins in der Bevölkerung hinsichtlich ihrer lebensnotwendigen Relevanz für Mensch und Umwelt.

Die Expedition Erdreich

Um ein solches Bewusstsein zu fördern und um Böden mit all ihren Funktionen nachhaltig nutzen zu können, müssen wir zunächst verstehen, wie es aktuell um sie bestellt ist. Dieses Ziel verfolgt die „Expedition Erdreich“. Die bisher größte bodenkundliche Citizen Science Aktion findet im Rahmen des Wissenschaftsjahres 2020|21 Bioökonomie statt, eine Initiative des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. Fachlich wird die Aktion durch das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung und das BonaRes – Zentrum für Bodenforschung begleitet. An bis zu 9.000 Standorten in Deutschland erheben Bürger*innen mithilfe einfacher feldbodenkundlicher Versuche Daten zum Bodenzustand.

Zur Bestimmung des Tea-Bag-Index werden Teebeutel im Boden vergraben
© BMBF/ExpeditionErdreich

Auch Lehrkräfte und Schüler*innen wurden explizit aufgerufen, diese Versuche im Unterricht vorzubereiten, im Freiland durchzuführen und zu dokumentieren.  Mit Erfolg – insgesamt beteiligten sich rund 300 Schulen an der Aktion. Die Schüler*innen konnten dabei ihr bodenkundliches Wissen erweitern und einen Einblick in wissenschaftliche Denk- und Arbeitsweisen gewinnen. Zur didaktischen Begleitung der Versuche sowie zur kompetenzorientierten Auseinandersetzung von Schüler*innen mit dem Thema Boden wurde in Zusammenarbeit mit dem IPN – Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik, zusätzlich Lehr- und Arbeitsmaterial entwickelt. Nach Abschluss der Aktion werden die erhobenen Bodendaten wissenschaftlich ausgewertet und können anschließend von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern für die Forschung genutzt werden. Zudem werden die Daten auf der Homepage der „Expedition Erdreich“ öffentlich zur Verfügung gestellt, wodurch auch die unterrichtliche Nutzung ermöglicht werden soll.

Download | Arbeitsblätter: Die Schlämmprobe & Das Regenwurm-Schauglas

Die Nutzung der Expeditionsdaten im naturwissenschaftlichen Unterricht

Nicht zuletzt durch das Voranschreiten der Digitalisierung nehmen Fähigkeiten zum Umgang und zur Interpretation von Daten einen immer wichtigeren Stellenwert ein. Auch in schulischen sowie außerschulischen Lernumgebungen gewinnt die Förderung solcher Fähigkeiten zunehmend an Bedeutung. Dennoch findet die Verwendung realer Datensätze im Unterricht bislang aufgrund fehlender Begleitmaterialien sowie altersgerechter Aufbereitung der Daten eher selten statt. Im Rahmen der „Expedition Erdreich“ wurde diesen beiden Herausforderungen begegnet, indem die bundesweit gesammelten Rohdaten auf der Homepage der „Expedition Erdreich“ zur Verfügung gestellt und deren Auswertung und Interpretation durch didaktisches Begleitmaterial (s. Lehr- und Arbeitsmaterial unter weitere Informationen; Modul 5) unterstützt wird. So wird Schüler*innen die Möglichkeit geboten, mit den erhobenen Daten selbstständig zu arbeiten und diese zu nutzen, um den Zustand des Bodens in verschiedenen Regionen Deutschlands zu bewerten. 

Der Rückgriff auf reale Daten sowie ihre Darstellung auf einer interaktiven Deutschlandkarte ermöglicht den Lehrkräften darüber hinaus die Herstellung lokaler Bezüge. Auf der Homepage steht außerdem eine Filterfunktion zur Verfügung. Mit dieser lässt sich die Komplexität der Daten reduzieren (z. B. Betrachtung von ausgewählten Standorten), Häufigkeiten beispielsweise in Diagrammen darstellen und Zusammenhänge erarbeiten. Ein Beispiel: Um die Auswirkung von Witterungsbedingungen auf den Boden zu untersuchen, wird es konkret möglich sein, unterschiedliche Wetterstationen auszuwählen und sich die Witterung des Standorts für den Versuchszeitraum anzeigen zu lassen. Die Witterungsdaten können dann eigenständig mit den im Rahmen der „Expedition Erdreich“ gesammelten Bodendaten an nahe gelegenen Standorten verknüpft werden, um sich so den Zusammenhang zwischen der Zersetzungsrate im Boden und der Witterung zu erarbeiten.

Datenauswertung im Klassenzimmer
© BMBF/ExpeditionErdreich

Dr. Carola Garrecht

ist wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Abteilung Didaktik der Biologie am IPN Kiel. Gemeinsam mit Prof. Dr. Ute Harms leitete sie die Entwicklung des Lehrund Arbeitsmaterials der „Expedition Erdreich“.

Luise Ohmann

ist Bodenforscherin am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Halle und koordiniert die wissenschaftliche Begleitung der „Expedition Erdreich“.

Dr. Susanne Döhler

ist Bodenforscherin am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Halle und arbeitet für das BonaRes-Zentrum für Bodenforschung. Sie ist als Projektleiterin für die wissenschaftliche Begleitung der „Expedition Erdreich“ zuständig.

Prof. Dr. Ute Harms

ist Direktorin am IPN Kiel. Als Abteilungsleiterin der Didaktik der Biologie war sie verantwortlich für die didaktische Planung und Umsetzung des Lehr- und Arbeitsmaterials der „Expedition Erdreich“.

Beitrag teilen:

Facebook
Twitter
LinkedIn
Pinterest
XING
WhatsApp
Email

Ähnliche Beiträge

Arbeit mit Werkzeugen
13. August, 2024
Der Wolpertinger (lateinisch crisensus crisensus) ist ein bayrisches Fabelwesen, das sich aus mehreren Tierarten zusammensetzt und in verschiedenen Formen auftreten kann. Er eignet sich besonders für den Einsatz im naturwissenschaftlichen Unterricht, da ebendiese individuelle Zusammensetzung eine tiefergehende Beschäftigung mit den Lebewesen des Waldes und den unterschiedlichen Besonderheiten erlaubt, die sie auszeichnen. Hier kommen konkrete Ideen, wie das auf spannende Weise umgesetzt werden kann.
Kinder an Laptops
3. Juli, 2024
digi.reporter ist ein kinderleicht zu bedienendes Content-Management-System (CMS) für Schüler:innen ab der Grundschule, mit dem sie lernen, eigenständig und rechtskonform multimediale Beiträge für eine webbasierte Veröffentlichung wie einer Online-Schulzeitung zu verfassen.
Mädchen nutzt KI im Unterricht am Telefon
26. Juni, 2024
Einen kreativen Unterrichtseinstieg suchen, differenzierte Lernziele erstellen, Fehlerschwerpunkte in Klassenarbeiten erarbeiten oder auch einen Entwurf für einen Elternbrief formulieren lassen – künstliche Intelligenz (KI) eröffnet uns schon jetzt ganz schön nützliche Möglichkeiten zur Vereinfachung unseres Unterrichtsalltags. Aber auch unseren Schüler:innen bietet KI mindestens genauso viel Hilfestellung bei der Bearbeitung schriftlicher Lern- und Leistungsaufgaben.
LEGO Education Fußball-Unterrichtseinheit
Gesponserte Inhalte
27. Mai, 2024
Ab Juni wird ganz Deutschland wieder verstärkt im Fußball-Fieber sein. Auch viele Kinder begeistern sich bereits früh für den Sport und haben mindestens genausoviel Vorfreude wie Erwachsene. Dank der neuen Lerneinheiten von LEGO® Education SPIKE™ Essential bringen Sie den Fußball-Hype ab sofort auch in Ihr Klassenzimmer. Spiel, Spaß und maximale Aufmerksamkeit sind beim Bauen und Programmieren von Modellen rund um das Thema Fußball garantiert!
Header_MZ Blogbeitrag_04-2023 (15)
21. Mai, 2024
Die Vorgaben des Instituts zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) für das Abitur in Mathematik lassen den Schulen zwei Alternativen bei der Wahl des rechnerischen Hilfsmittels: das modulare Mathematiksystem (MMS) und den wissenschaftlichen Taschenrechner (WTR). Bei der Entscheidung sollte jedoch nicht das Abitur im Fokus stehen, sondern der fachdidaktische Nutzen für den Unterricht.
LE-SPIKE Essential-1920x1080px
Gesponserte Inhalte
9. April, 2024
Unsere Welt verändert sich schnell, fast täglich gibt es technische Innovationen. Die Art und Weise, wie Kinder lernen und wichtige Fähigkeiten erwerben, muss mit diesen Veränderungen Schritt halten. Wir brauchen einen Unterricht, der die Kinder optimal auf die Welt von morgen vorbereitet und die lebenslange Lust am Lernen weckt.
Header_MZ Blogbeitrag_04-2023 (17)
25. März, 2024
Trotz einer Reihe internationaler Programme wie der Weltdekade „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ (2005–2014) oder dem UNESCO-Weltaktionsprogramm BNE“ (2015–2019) sind Inhalte aus dem Kontext Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) noch nicht an allen Stellen in der deutschen Schulbildung und insbesondere im Fachunterricht Mathematik angekommen.
Version 2
29. Januar, 2024
Energieträger sind für die Wärmeerzeugung in Gebäuden unerlässlich und werden oft in Form von fossilen Brennstoffen wie Gas, Öl, Holz oder Kohle bereitgestellt. Einerseits ist aufgrund ihres begrenzten natürlichen Vorkommens ein sorgsamer Umgang mit diesen Ressourcen geboten. Andererseits entsteht durch die Verbrennung fossiler Energieträger das Treibhausgas CO2, das als Katalysator des Klimawandels gilt.
Header_MZ Blogbeitrag_04-2023 (6)
16. Januar, 2024
Es gehört zu den Kernaufgaben einer Lehrkraft, Schüler*innen Rückmeldungen auf ihre Lernleistung zu geben – in Form von Noten oder mit mündlichem oder schriftlichem Feedback. Bei der Methode des Peer Assessments wird diese Aufgabe von den Lernenden selbst übernommen: Sie geben sich wechselseitig Rückmeldung auf ihre erbrachte Leistung. Ob sie davon profitieren können, untersucht das Forscherteam Double, McGrane und Hopfenbeck in einer 2020 erschienenen Metaanalyse. Sie prüfen dabei zudem, wie die Methode effektiv im Unterricht umgesetzt werden kann.
Header_MZ Blogbeitrag_04-2023 (5)
11. Januar, 2024
Anlässlich des Internationalen Tags gegen Rassismus am 21. März 2023 veröffentlichte das Thüringer Bildungsministerium eine Handreichung für Thüringer Schulen zur Anwendung der Jenaer Erklärung gegen Rassismus im Unterricht. Die Publikation der Autoren Karl Porges und Uwe Hoßfeld und der AG Biologiedidaktik der Friedrich-Schiller-Universität Jena ist ein konkretes inhaltliches Angebot für rassismuskritische Bildungsarbeit an Thüringer Schulen.
Header_MZ Blogbeitrag_04-2023 (2)
20. Dezember, 2023
Der Einsatz von Escape Games oder EduBreakouts im Unterricht ist heute bei Weitem keine so exotische Methode mehr wie noch vor ein paar Jahren. Mittlerweile gibt es zahlreiche Formate dieses kreativen Konzepts und alle sorgen für motivierende Abwechslung im Klassenzimmer. Auch aus meinem Unterricht sind Escape Games kaum noch wegzudenken und meine Schüler*innen fordern diese regelmäßig mit den Worten ein: „Herr Bendlow, wann machen wir mal wieder ein Escape Game?“
Header_Entdeckt_04-2023
20. Dezember, 2023
Vor dem Hintergrund einer immer komplexer werdenden und zunehmend technisierten Gesellschaft werden Medienbildung und digitales Lernen auch im Bildungsbereich unabdingbar. Es gibt mehr und mehr hoch spezialisierte Berufsbilder, für die die sogenannten 21st century skills wie digitale Affinität, vernetztes Denken und Problemlösefähigkeit eine zentrale Rolle spielen. Gleichzeitig ist im Hinblick auf aktuelle gesamtgesellschaftliche Themen und Probleme wie den Klimawandel ein interdisziplinäres Denken und Arbeiten notwendig geworden. Ziel der Schulen muss es dabei sein, genau hier anzusetzen, um Schüler*innen auf neue Herausforderungen in der Berufs- und Lebenswelt vorzubereiten.