In Schülerforschungszentren forschen Kinder und Jugendliche eigenständig zu selbstgewählten Themen. Am Gymnasium Trittau ergänzt seit fünf Jahren ein solches Schülerforschungszentrum den schulischen Unterricht. Das Netzwerk Schülerforschungszentren gibt Tipps, was beim Aufbau zu beachten ist.
Ein Beitrag von Karsten Bittner und Dr. Jennifer Plath
Schülerforschungszentren (SFZ) sind wichtige Orte zur Förderung junger Menschen im MINT-Bereich. In ihrer Freizeit entwickeln Kinder und Jugendliche hier allein oder in Gruppen mit anderen forschungsbegeisterten Jungen und Mädchen Forschungsfragen. Die SFZ bieten passende Räumlichkeiten, Ausstattung und Unterstützung für die Schüler*innen bei der Arbeit an ihren eigenen Forschungsprojekten. Viele SFZ sind räumlich und organisatorisch an andere Institutionen angebunden, etwa an Universitäten oder Schulen. SFZ sind ideale Orte, um besonders interessierten (nicht notwendigerweise besonders begabten) Schüler*innen über die schulischen Kurse hinausgehende Angebote zu machen, die den Unterricht sinnvoll ergänzen und die Jugendlichen individuell fördern.
Das Gymnasium Trittau
Im Flächenland Schleswig-Holstein wurde vom Kultusministerium, dem Kieler Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik und der Joachim Herz Stiftung an sechs dezentralen Standorten von Husum im Nordwesten bis Trittau im Südosten ein Netzwerk an SFZ aufgebaut.
Das Gymnasium Trittau hat als MINT-EC Schule ein ausgewiesen naturwissenschaftliches Profil. Seit vielen Jahren motiviert das Gymnasium Trittau durch Wahlpflichtkurse und in Arbeitsgemeinschaften Schüler*innen zum Forschen und verzeichnet diverse erfolgreiche Wettbewerbsteilnahmen.
Netzwerk Schülerforschungszentren
Das Netzwerk Schülerforschungszentren ist eine Initiative der Stiftung Jugend forscht e. V. und der Joachim Herz Stiftung. Gemeinsam setzen sie sich für die bundesweite Etablierung und Vernetzung von SFZ ein und engagieren sich für deren Qualitätssicherung. Für weitere Informationen zu den aktuell 80 Zentren siehe www.schuelerforschungszentren.de.
Für diese einzelnen Forschungsprojekte wurden von Schulleitung und Betreuungslehrkräften stets Sponsoren eingeworben: Unternehmervereine, örtliches Gewerbe oder auch Stiftungen von Sparkassen und anderen Banken standen mit kleineren oder mittleren Geldbeträgen beiseite. Auch konnten vereinzelt neue Geräte über den Schuletat und den schuleigenen Förderverein angeschafft werden – was aber fehlte, waren ein fester Etat, der Projekte langfristiger planbar macht, und ein fester Raum.
Von der Forscher-AG zum SFZ
Durch die erfolgreiche Bewerbung als Standort im Netzwerk Schülerforschungszentren Schleswig-Holstein erhält das Gymnasium Trittau seit 2017 eine finanzielle Unterstützung für Grundausstattung und laufenden Betrieb sowie Entlastungsstunden für die Betreuung im SFZ. Im Schulgebäude wurde ein passender Raum gefunden und konnte umgewidmet werden, doch leider nicht so unproblematisch, wie anfangs gedacht. Baurecht, Schulrecht und andere bürokratische Hindernisse verzögerten das Projekt anfangs noch etwas, obwohl der Schulträger gut unterstützte. Ein eigener Raum für das SFZ ist grundlegend: Zum einen erhält das SFZ so seine eigene Identität und Abgrenzung zu anderen außerunterrichtlichen MINT-Aktivitäten an der Schule. Zum anderen ist es für das langfristige Arbeiten an eigenen Forschungsprojekten entscheidend, nicht jede Woche am Ende einer Forscher-AG das Experiment wieder abbauen zu müssen, da der Raum wieder als Unterrichtsraum benötigt wird. Im SFZ bekommen die Jungforscher*innen bei Bedarf ihre eigene kleine Laborfläche, an der sie kontinuierlich arbeiten können. Gut ist auch eine eigenständige Lage, da ein SFZ in der Regel auch für Nachbarschulen zugänglich sein sollte.
Der Einsatz lohnt sich
Nur mit Raum und Förderungsgeldern allein ist es nicht getan: Interessierte und engagierte Schulleitungen und Kollegien sind die Basis, um mit einfachen Mitteln zu beginnen und den Rahmen innerhalb des Lehr- und Stundenplans sowie der vorhandenen Schulsammlungen zu strukturieren.
Heute nehmen Schüler*innen von Klasse 5 bis zur Abgangsklasse auch von benachbarten Schulen das SFZ an vier von fünf Schulnachmittagen gerne in Anspruch – manchmal sogar an den Wochenenden und in den Ferien. Dieses Engagement außerhalb des normalen Unterrichts lohnt sich, wie erfolgreiche Resultate aus Regional-, Landes- und Bundeswettbewerben zeigen.
Wie Panzerknacker-Ede aus Santa Fu ausbrach
Wesentlich sind die positiven Lernerfahrung der Schüler*innen und Lehrerfahrungen der betreuenden Lehrkräfte. Forschen macht Spaß! „Wie Panzerknacker-Ede aus Santa Fu ausbrach“ war einer der Wettbewerbstitel des SFZ bei „Jugend forscht“ in den letzten Jahren. Eine Schülerin nahm dabei eine Wettbewerbsidee der TV-Sendung „Wetten, dass …?“ unter die Lupe: Wie gut lassen sich verschiedene Toilettenpapiere zu dicken, belastbaren Kletterseilen verdrillen? Das Ergebnis: In Santa Fu sollte vielleicht doch auf Recyclingpapier geachtet werden – nicht nur aus Umweltgesichtspunkten. In SFZ wird interdisziplinär gearbeitet, wie es in Wissenschaft und Forschung unabdingbar und zukunftsweisend ist – Schulen mit aktiven SFZ sind wichtige Keimzellen und Multiplikatoren. Manch eine*r der Absolvent*innen konnte auch beruflich bereits von den schulischen Forschungsaktivitäten profitieren, denn Teilnahme und Platzierung bei dem Wettbewerb „Jugend forscht“ waren Türöffner für interessante Hilfskraftstellen mit kleinen Projektleitungen, „weil ja schon Forschungsaktivitäten bewiesen wurden“.
Gewinn für die ganze Schule
Wichtig ist, über die Arbeit im SFZ zu reden. Intern werden die Forschungsarbeiten mithilfe hochwertiger großer Informationsposter in der Pausenhalle gezeigt und laden zu Gesprächen darüber ein. Beiträge über Wettbewerbserfolge in den Medien tragen zudem zu einer positiven öffentlichen Darstellung der Schule bei. Inspirierende Lehrerfortbildungen öffnen eine weitere Tür für Begeisterung in Bezug auf MINT-Aktivitäten. Ein fester Bestandteil der Angebotspalette des schleswig-holsteinischen Lehrerfortbildungsinstituts ist es, begeisterungsfähige Kolleg*innen zu motivieren, an ihren Schulen Forscher-AGs und Wahlpflichtkurse einzurichten.
Zum Weiterlesen
Konzeptwettbewerb Schülerforschungszentren:
www.schuelerforschungszentren.de/foerderungen/konzeptwettbewerb
Publikation „Best Practices und Tipps von Expert:innen für Schülerforschungszentren“:
www.schuelerforschungszentren.de/publikation
Über die Autor*innen
Karsten Bittner, Ozeanograph und Lehrer für Mathematik und Physik am Gymnasium Trittau. Seit 2011 aktiv bei „Jugend forscht“ als Betreuer und seit 2015 als Botschafter für „Jugend forscht“ in Schleswig-Holstein.
Dr. Jennifer Plath ist Projektmanagerin in der Joachim Herz Stiftung und zuständig für Bildungsthemen im Bereich Naturwissenschaften. Einer ihrer Schwerpunkte liegt dabei in der Stärkung des experimentellen Begreifens in den Naturwissenschaften durch eigenes Erleben, zum Beispiel durch den Aufbau und die Förderung von Schülerforschungszentren.