An der Schule einen digitalen MINT-Wettbewerb organisieren? Wie kann das gelingen? Das Beispiel der Integrierten Gesamtschule Oberpleis zeigt, wie auch in Coronazeiten die Begeisterung für MINT-Themen digital geweckt werden kann
Im Arbeitskreis MINT an unserer Schule machen wir uns regelmäßig Gedanken um unsere MINT-Jahresplanung. Unser Ziel ist es dabei, über das Jahr verteilt den Schüler*innen interessante außerunterrichtliche MINT-Projekte anzubieten. Dabei achten wir darauf, für alle Stufen im Wechsel altersangemessene Projekte anzubieten. Im Herbst 2020 saßen wir bei einem Arbeitskreistreffen zusammen und überlegten, mit welchem Angebot wir unser MINT-Jahr noch bereichern könnten. Zielgruppe sollten die älteren Schüler*innen aus der zehnten Jahrgangsstufe und der Oberstufe sein. Am Anfang der Überlegungen steht meist ein sehr offenes Brainstorming und häufig sind es interessante Wortspiele, die den ersten Funken der Inspiration zünden. So war es auch in diesem Fall: MINT-Cup.
Hier steht eine Überschrift
Der Name MINT-Cup sollte für das Projekt Programm sein, also eine Art von Wettbewerb. In einem Wettbewerb treten verschiedene Teams gegeneinander an und behaupten sich in unterschiedlichen Disziplinen. Für uns bedeutete das, dass wir einen Wettkampf anbieten wollten, in dem die Schüler*innen in Disziplinen rund um das Thema MINT gegeneinander antreten sollten. Die Disziplinen bestanden aus monatlichen Aufgaben mit jeweils einer konkreten inhaltlichen und methodischen Ausrichtung. In jeder Disziplin sammeln die Teams Punkte und am Ende gibt es ein Ranking. Die Bewertung erfolgt gemeinschaftlich durch Kolleg*innen des Arbeitskreises.
Um dieses Pilotprojekt direkt etwas größer aufzuziehen, sollte der MINT-Cup über einen Zeitraum von vier Monaten laufen. Da wir davon ausgingen, dass sich die Teams aus verschiedenen Jahrgangsstufen rekrutieren würden und die Schüler*innen auch außerhalb der Schulzeit gemeinsam an den Aufgaben arbeiten würden, entschieden wir uns für Padlet als offizielle Kommunikationsplattform für den MINT-Cup.
Hier stellten wir alle Infos zur Organisation und die jeweiligen Monatsaufgaben ein. Die Teams konnten dann zu jeder Aufgabe ihre Produkte direkt im MINT-Cup-Padlet einstellen. Das Projekt nahm immer mehr Gestalt an und im nächsten Schritt ging es darum, möglichst viele Schüler*innen zur Teilnahme am MINT Cup zu motivieren.
Für den offiziellen Start hatten wir Oktober 2020 angesetzt. Bereits im September starteten wir mit einer kleinen Werbekampagne. Wöchentlich gab es Aushänge am MINTWhiteboard, um auf den Wettkampf aufmerksam zu machen. Nach dem Vorbild großer Hollywoodproduktionen gab es zunächst nur kleine Informationshäppchen als Teaser und dann immer konkretere Infos, darunter auch das offizielle Introvideo zum MINT-Cup als QR-Code. Außerdem wurden in allen Kursen Flyer verteilt.
Die Wettkampf-Disziplinen
Nachdem das Marketing angelaufen war, ging es an die Planung der monatlichen Aufgaben in den verschiedenen Disziplinen. Von Anfang an war der Wettkampf so konzipiert, dass die Teams die Aufgaben außerhalb der regulären Unterrichtszeit bearbeiten und möglichst viele Aufgaben mit digitalen Medien lösen sollten. Neben den fachlichen Kompetenzen, die sich die Schüler*innen im Rahmen der Aufgaben aneignen sollten, wollten wir so auch einen Beitrag zur Förderung der Medienkompetenz leisten. Da einige der Programme, mit denen gearbeitet werden sollte, den Schüler*innen noch unbekannt waren, wurden von uns kleine Videotutorials aufgenommen und auf dem MINT-Cup-Padlet eingestellt. Vor dem offiziellen Start im Oktober stellten wir zwei Qualifikationsaufgaben im Padlet ein, die vor allem den Teamgeist fördern sollten. Die Teams hatten jeweils einen Monat Zeit, um die Aufgaben zu lösen und ihre digitalen Lernprodukte im Padlet einzustellen. Für Fragen und Tipps standen wir natürlich auch während dieser Zeit zur Verfügung. Auf dem MINT-Whiteboard in der Schule wurde zum Ende eines Monats immer auf die neue Aufgabe im MINT-Cup-Padlet hingewiesen. Zusätzlich gab es einen Aushang mit dem aktuellen Ranking der Teams. Die Teams unseres MINT-Cup Projektes bewiesen sich in folgenden Disziplinen:
Weitere Informationen
Vorrundenaufgabe 1
Die Teams sollen ein Teamlogo mit Badgemaker!
(auf ClassTools) erstellen.
Vorrundenaufgabe 2
Die Teams sollen ein Erklärvideo und ein Wissensquiz zum Nobelpreis, dem „Weltcup unter den MINT-Preisen“ mit Learning Snacks absolvieren.
Aufgabe Oktober
Die Teams sollen eine Podcast-Folge aufnehmen, in der sie einem kleinen Kind erklären, warum im Herbst die Blätter von den Bäumen fallen und
nicht mehr grün sind.
Aufgabe November
Die Teams sollen mit Fakebook (auf ClassTools) ein Fake-Facebook-Profil zu einem Science-Superstar ihrer Wahl erstellen.
Aufgabe Dezember
Die Teams sollen in einem Home-Experiment ihren eigenen Science-Christmas-Tree gestalten.
Aufgabe Januar
Die Teams sollen mit Book Creator eine kleine Science-Kurzgeschichte schreiben und gestalten.
Abschluss und Bilanz des MINT-Cups
Nach den ersten Monatsaufgaben wurde schnell deutlich, dass die Teams viel Zeit, Mühe und Leidenschaft in die Aufgaben investiert hatten. Dem würde ein „Danke, hier habt ihr Haribo.“ nicht gerecht werden. In unseren Augen haben sich alle Schüler*innen, die teilgenommen haben, eine Würdigung verdient. Dies sollte neben einem materiellen Erinnerungsstück auch ein besonderes Erlebnis im Schuljahr sein, am besten mit MINT Bezug. Daher ließen wir Tassen mit dem MINT-Cup-Logo und Urkunden für alle Teilnehmer*innen anfertigen. Das besondere Erlebnis sollte eine
exklusive Exkursion nur für die Teams sein. In Coronazeiten gestaltete sich das natürlich schwierig, weil die meisten außerschulischen Lernpartner keine externen Gruppen haben wollen. Durch das gute MINT-Netzwerk im Bonner Raum fanden wir aber ein regionales Forschungsinstitut, das Online-Workshops für Schulen anbietet. Der Workshop fand Ende Februar statt. Die Schüler*innen freuten sich über diese kleine Abwechslung im sonst eher tristen Coronaschuljahr. Da es sich beim MINT-Cup immer noch um einen Wettkampf handelte, sollte es natürlich auch ein Siegertreppchen geben. Nach der Abschlussauswertung durch den Arbeitskreis wurden die Gewinnerteams für die ersten drei Plätze bekannt gegeben und erhielten eine entsprechende Medaille sowie MINT-Fachbücher für ihre jeweiligen Schwerpunktfächer und Jahrgangsstufen. Der MINT-Cup war ein voller Erfolg.
Von den Teams wurden im Rahmen der verschiedenen Disziplinen tolle Lernprodukte eingebracht und wir waren von der Kreativität und Neugier der jungen Menschen begeistert. „Gib interessierten jungen Menschen eine motivierende Aufgabe und genug Freiraum und lasse dich von den Ergebnissen überraschen.“ Mit diesem Satz lässt sich der bleibende Eindruck zum MINT-Cup 2020 am besten zusammenfassen.
Fabian Bendlow