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Immunonkologie – Wandel der klassischen Krebstherapie zur personalisierten Medizin

Warum sprechen einige Patienten auf eine bestimmte Krebstherapie an, während andere es nicht tun?


Für die klassischen Methoden der Krebstherapie wie Radio- oder Chemotherapie sowie operative Eingriffe werden die Patienten anhand ihrer Tumorerkrankung in Gruppen eingeteilt, sodass alle in der jeweiligen Gruppe die gleiche Behandlung bekommen. Dieses Therapieschema wird auch als „one drug fits all“-Modell bezeichnet. Chemotherapien zielen grundsätzlich darauf ab, dass sämtliche sich schnell teilenden Zellen eliminiert werden, was zu erheblichen Nebenwirkungen führen kann, da die Behandlung wenig spezifisch ist und auch gesundes Gewebe betroffen sein kann.

Für eine zielgerichtete Therapie werden die Tumore mittels verschiedener Methoden genauer analysiert und charakterisiert. Als Merkmale dienen Mutationen verschiedener Gene, wie z. B. Rezeptoren, die das Zellwachstum regulieren. Sie können medikamentös blockiert werden und so wird das Tumorwachstum gehemmt. Doch die Genetik ist nicht immer alleiniger Verursacher der Entstehung der Erkrankung, sie ist oftmals nur eine Prädisposition für die Entwicklung einer Erkrankung zu einem bestimmten Zeitpunkt. Ihr Ausbruch bzw. Verlauf ist in hohem Maß von der Umwelt abhängig. Diese wiederum hat Einfluss auf unsere Genetik, denn nicht alle unsere Gene sind zu jeder Zeit gleichermaßen aktiv. Ihnen ist eine Regulationsmaschinerie übergeordnet, die bestimmt, welches Gen zu welcher Zeit an- bzw. ausgeschaltet ist. Dieser Prozess wird als epigenetischer Regulationsmechanismus bezeichnet. Unsere Nahrungsaufnahme, Aktivitäten, Umwelteinflüsse und ebenso unsere Psyche nehmen ständig Einfluss auf diese Regulationsmechanismen. Dies macht klar, warum innerhalb einer Patientengruppe, in der alle das gleiche Medikament erhalten, unterschiedlich auf die Therapie reagiert werden kann.

Die vierte Säule der Krebstherapie

2010 wurden die ersten sogenannten Immuncheckpoint-Inhibitoren eingesetzt. Sie dienen dazu, das Immunsystem der Patienten zu entfesseln, sodass die Krebszellen durch deren Immunsystem besser angegriffen werden können. Checkpoint bedeutet, dass diese Rezeptoren auf der Zelle als Regulatoren wirken, um die Immunantwort nach Aktivierung der Immunzelle wieder herunterzuregulieren und damit ein Überschießen der Immunantwort zu verhindern (Allergie/Autoimmunerkrankungen). Die Krebsimmuntherapie stellt neben der Chirurgie, der Radio- und der Chemotherapie die vierte Säule der Krebstherapie dar. Bei ihr werden entweder Substanzen verabreicht, die das Immunsystem pushen, wie die Checkpoint-Inhibitoren, oder es werden tumorspezifische Impfstrategien
eingesetzt. Ein weiterer Ansatz ist es, die patienteneigenen Immunzellen so zu modifizieren, dass sie als bessere „Killer-Zellen“ gegen den spezifischen Tumor des Patienten wirken (CAR-T-Zell-Therapie).

Herausforderungen und Ziele der
Gesundheitsforschung

Moderne Techniken der Krebsdiagnostik dienen nicht nur zur Identifikation spezifischer Zielstrukturen, sondern gleichen diese auch in den Patienten ab, um übereinstimmende Strukturen der Krankheitsentstehung zu entschlüsseln. Dies zielt auf das Auffinden von Biomarkern ab, um eine Aussage über mögliche Therapieerfolge machen zu können. Die Herausforderung besteht hierbei in den immensen Datenmengen, die eine Analyse aufwendig und spezielle IT-Lösungen notwendig machen. Das Ziel der personalisierten Medizin ist es, die Patientengruppen anhand von übereinstimmenden Markern in kleinere Gruppen zu unterteilen und eine möglichst maßgeschneiderte Therapie zu gewährleisten. Eine frühzeitige Diagnose und eine präzise Behandlung aufgrund von individuellen Markern können eine effiziente Therapie mit großem Sicherheitsprofil und weniger Nebenwirkungen ermöglichen.

Nathalie Heider-Hönatsch, juFORUM e. V.


Zum Weiterlesen:

Immunonkologie
www.krebs.de/immunonkologie

Personalisierte Tumormedizin
www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/aktuelle-themen/personalisierte-tumormedizin.html

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