Skip to content

Interaktiv lernen mit H5P

Multimediale Lernbausteine sind für viele Lehrkräfte aus einem zeitgemäßen Unterrichtsszenario nicht mehr wegzudenken. LearningApps.org bietet dafür einen niederschwelligen Einstieg. Wer über die Möglichkeiten dieses Tools hinausgehen möchte und den etwas größeren Aufwand nicht scheut, kommt über kurz oder lang an H5P nicht vorbei.

H5P ist eine quelloffene Software, die 2013 unter Open-Source-Lizenz veröffentlicht und seitdem ständig weiterentwickelt wurde. Sie ermöglicht das Erstellen multimedialer Lehr- und Lerninhalte. H5P läuft plattformunabhängig, aber nicht eigenständig, das heißt, die Software muss als Plug-in in bestehende Content-Management-Systeme wie Moodle oder WordPress integriert werden.

Die Möglichkeiten sind vielfältig: So lassen sich neben Quizaufgaben, Lückentexten und Zuordnungsübungen auch Spracheingaben und interaktive Zeitleisten erstellen. Ebenso können Bilder, Videos oder Präsentationen um multimediale Zusatzinformationen ergänzt werden. Die verschiedenen Aufgabentypen lassen sich miteinander kombinieren. Besonders interessant für den unterrichtlichen Einsatz ist die Unterstützung der Tin Can API, einer Schnittstelle, mit der Lernaktivitäten verfolgt und Lernfortschritte gespeichert werden können.

Anwendungsbeispiele von H5P

Wie funktioniert’s?

Um die Möglichkeiten der Software voll ausreizen zu können, bietet sich eine Integration in ein schuleigenes Learning-Management-System (LMS) an. Wer sich zunächst nur einen Überblick über die Software verschaffen möchte, findet auf der offiziellen Entwicklerseite h5p.org eine gute Übersicht sowie einige Anwendungsbeispiele. Um das Tool produktiv nutzen zu können, ist das Anlegen eines Accounts auf der Seite h5p.com notwendig, der nach einer Testphase von 30 Tagen kostenpflichtig wird.

Konkrete Unterrichtsbeispiele und aktuelle Handreichungen auf Deutsch finden sich unter anderem auf den Seiten des Landesbildungsservers Baden-Württemberg, www.schule-bw.de. Sie sind dort ein wenig versteckt, lassen sich aber schnell aufrufen, wenn man „H5P“ in die Suchmaske der Startseite eingibt. Die hier vorgestellten Beispiele können – wie alle H5P-Module – heruntergeladen und (unter Berücksichtigung des Urheberrechts) in eigene Lernumgebungen eingebunden werden. Die unkomplizierte Weitergabe von Inhalten ist sicher eine der Stärken des Programms. Die Möglichkeit, die Inhalte auf eigenen Systemen bereitzustellen, dürfte jeden Datenschützer erfreuen.

Was bringt’s?

Bei der Vermittlung von Informationen besteht stets die Problematik, dass Schülerinnen und Schüler in die Rolle von passiven Konsumenten gedrängt werden. Interaktive Module fördern die kognitive Aktivierung und ermöglichen es der Lehrkraft, formativ Feedback zu geben.

Am Beispiel der interaktiven Videos lässt sich das gut demonstrieren: Während der Film läuft, können Buttons in das Filmbild gesetzt werden, hinter denen sich Zusatzinformationen verbergen. Entweder klickt der Lernende bei Bedarf auf diese Buttons oder die Autorin bzw. der Autor stellt den Hauptfilm so ein, dass er an einer definierten Stelle stoppt und erst dann fortgesetzt werden kann, wenn z. B. Fragen zum Inhalt der vorhergehenden Filmsequenz richtig beantwortet wurden. Die Schwierigkeit der Übungen kann so gestaltet werden, dass sich die richtigen Antworten nicht einfach erraten lassen. Zu jeder Antwort, egal ob richtig oder falsch, können dem Lernenden weitere Informationen im Sinne eines formativen Feedbacks mit auf den (Lern-)Weg gegeben werden.

Neben der Möglichkeit, die dargebotenen Inhalte durch weitere multimediale Angebote zu erweitern, besteht natürlich auch bei H5P die Möglichkeit, dass Schülerinnen und Schüler selbst tätig werden und Lerninhalte multimedial anreichern und ergänzen.

Da die Bedienung des sehr leistungsstarken Tools nicht ganz selbsterklärend ist, sollte die Einarbeitungszeit sowohl für Lehrkräfte als auch für Lernende nicht unterschätzt werden.

Thomas Rudel


Über den Autor:

Thomas Rudel ist Lehrer an einem Tübinger Gymnasium und Leiter des dortigen Kreismedienzentrums. Er ist Autor verschiedener Unterrichtswerke und engagiert sich sowohl im Landesarbeitskreis Medien Baden-Württemberg als auch im Bundesarbeitskreis der Leiterinnen und Leiter kommunaler Medienzentren.


Weitere Informationen:

H5P ist eine quelloffene Lernumgebung, die als Plug-in in ein bestehendes CMS integriert werden kann. Eine Übersicht über die Funktionen der Software findet sich unter h5p.org. Nach einer Registrierung unter h5p.com kann die Software 30 Tage lang kostenlos getestet werden. Betreiberin beider Webseiten ist die norwegische Firma Joubel. Nach dem Ende der Testperiode belaufen sich die Kosten auf 19 $ pro Monat und Autor; ab dem elften Nutzer oder bei jährlicher Zahlweise gibt es Rabatt. Für diedetaillierte Auswertung der Lernaktivitäten fallen weitere Kosten von einigen Cent pro Lernendem und Monat an. Die Kosten entstehen für Support und Hosting; die Software selbst steht unter freier Lizenz (MIT License) und kann bei Einbindung in das eigene System kostenfrei genutzt werden.
Bei der Datenspeicherung außerhalb des eigenen Systems sind die entsprechenden Vorgaben des Datenschutzes besonders sorgfältig zu beachten, da ja explizit die Aktivitäten der Schülerinnen und Schüler aufgezeichnet werden.

Beitrag teilen:

Facebook
Twitter
LinkedIn
Pinterest
XING
WhatsApp
Email

Ähnliche Beiträge

Programmieren Lego
Gesponserte Inhalte
23. Januar, 2023
Wer keinerlei Erfahrung mit digitalem Unterricht hat, der möchte das Thema oft gar nicht aufgreifen. Aber mit dem handlungsorientierten Lernkonzept SPIKE TM Essential von LEGO® Education gelingt es spielend leicht, Grundschulkindern der Klassen 1 bis 4 die Grundprinzipien des Programmierens beizubringen.
Waerme
23. Januar, 2023
Mithilfe von Thermografie- oder Wärmebildkameras lässt sich die für unsere optische Wahrnehmung nicht erfassbare Infrarotstrahlung detektieren und sichtbar machen. Die von verschiedenen Gegenständen oder Lebewesen emittierte Wärmestrahlung wird durch die Programmierung der Kamera so umgerechnet, dass sogenannte Falschfarbenwärmebilder entstehen. Unterrichtliche Erfahrungen zeigen, dass Lernende diese Farbcodierung zumeist intuitiv verstehen.
Citizen Science © Gesine Born
5. Januar, 2023
Pinguine in der Antarktis zählen, Galaxietypen identifizieren oder Tiere der Serengeti bestimmen – Citizen Science bietet vielfältige Möglichkeiten zum Mitforschen für Schüler*innen.
2022_11_24_Schulmatrial EO Banner_ohne Text und Logo
Gesponserte Inhalte
1. Dezember, 2022
Das Schulmaterial der Deutschen Raumfahrtagentur im DLR und Klett MINT erklärt anschaulich, wie Erdbeobachtung funktioniert und welchen Nutzen der Blick von oben für uns auf der Erde hat.
Blogbeitrag_Präparate-Hosentasche_Header
25. November, 2022
Das Mikroskopieren stellt eine für die Naturwissenschaften einzigartige Arbeitsweise dar und ist als eine Form des Untersuchens für den Biologieunterricht von besonderer Bedeutung. Beim Mikroskopieren werden die Sinne durch das Mikroskop erweitert und Objekte sowie Phänomene der Natur erfahrbar, die makroskopisch nicht untersucht werden können. Neben den systematischen Beobachtungen können aber auch weitere Fähigkeiten gefördert werden.
Wolf
14. Oktober, 2022
Seit über 20 Jahren leben wieder Wölfe in Deutschland. Die Rückkehr des Wolfes wird von Naturschutzgruppen begrüßt und von Jäger*innen sowie Nutztierhalter*innen kritisch gesehen. Zu Recht? Betrachten wir einmal die von der Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf (DBBW) veröffentlichten Daten durch die Mathematikbrille.
MZ-02-22_Beitragsbild-3D-Druck
25. August, 2022
Es scheint ein Charakteristikum des fortschreitenden 21. Jahrhunderts zu sein, dass unser Alltag geprägt ist von globalen Krisen, die von der Menschheit nur dann gelöst werden können, wenn sie sich kollektiv intelligent verhält. Ob und wie das gelingen kann, ist mit Sicherheit auch eine Frage unseres Bildungssystems.
MZ-02-22_Blogbeitrag_Fischereispiel
8. August, 2022
Auch in der Wirtschaftswissenschaft werden Experimente mittlerweile zur Untersuchung einer Vielzahl von Fragestellungen genutzt: Die experimentelle Wirtschaftsforschung gilt als etablierte Disziplin.
MZ-02-22_Beitragsbild_Energie
29. Juli, 2022
Biomasse, Sonnenenergie, Windkraft und Wasserkraft sind die Themen der Zukunft. Grund genug, sie bereits heute auf spielerische Weise in den Unterricht einzubinden. Dieser Beitrag gibt spannende Unterrichtsideen in Form von Stationen und Experimenten.
MZ-02-22_Beiragsbild-Hecken
8. Juli, 2022
Hecken sind viel mehr als nur ein Sichtschutz für Haus und Garten. Sie sind ein wichtiger Lebensraum, in dem sich so manche tierische Überraschung versteckt, und können zudem Treibhausgasemissionen kompensieren – vorausgesetzt, es handelt sich um Naturhecken aus einheimischen Sträuchern.
MZ-01-22_Beitragsbild_Rätsel-Würfelaufkleber
8. Juni, 2022
Auf MINT Zirkel gibt es Knobel- und Rätselspaß mit Heinrich Hemme.
MZ-01-22_Beitragsbild_Geldscheine
7. Juni, 2022
Schaut man in die Geldbörsen in aller Welt, so entdeckt man viele Banknoten, die voller Mathematik, Physik und Astronomie sind. Wer nach Tadschikistan reist, wird mit großer Sicherheit auch einen 20-Somoni-Schein in seiner Geldbörse haben. Darauf ist der Universalgelehrte Avicenna abgebildet.