ZINQ widmet sich nun schon seit fast 130 Jahren dem Feuerverzinken und Beschichten von Stahl aus allen denkbaren Anwendungsgebieten. Inzwischen hat das Unternehmen 1.700 Mitarbeitern an 36 Standorten in Deutschland, den Benelux-Ländern und Polen. Und wie sieht es mit dem „positiven Fußabdruck“ aus? MINT Zirkel musste einfach nachfragen: Wie wird Nachhaltigkeit und Cradle to Cradle umgesetzt?
Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit in Ihrer Firma? Und warum?
Als familiengeführtes, mittelständisches Unternehmen, das bis auf die Gründung im Jahr 1889 zurückgeht, sind für uns die Werte des langfristigen und verantwortungsvollen Denkens und Handels im Hinblick auf unsere Prozesse und Produkte, unsere Standorte mit ihren Mitarbeitern sowie die Auswirkungen unseres Tuns auf unsere Umwelt, in Summe gleichsetzbar mit dem Begriff des nachhaltigen Wirtschaftens, zur Sicherung des Unternehmenserfolges von sehr hoher Bedeutung. Entsprechend ist seit 1995 der Aspekt der Nachhaltigkeit in den Unternehmensleitlinien und seit Jahr 2008 in der Unternehmensinitiative PlanetZINQ verankert.
Wie setzen Sie das Thema Nachhaltigkeit konkret im Unternehmen um?
Nachhaltigkeit im Hinblick auf unsere Prozesse und Produkte umfasst sowohl Maßnahmen zur Verbesserung der Effizienz wie auch der Effektivität. Im Bereich der Effizienz arbeiten wir kontinuierlich an der Reduzierung der erforderlichen Energiemenge sowie der Verwertung anfallender Abwärme im Prozess über Wärmerückgewinnungssysteme. Auch die Steigerung der Materialeffizienz nimmt eine große Rolle ein, z.B. im Hinblick auf die bedarfsgerechte Anpassung der applizierten Zinkschichten. Für die Eigenentwicklung des Dünnschicht-Verzinkungsverfahrens microZINQ® wurden wir 2013 mit dem Deutschen Rohstoffeffizienzpreis ausgezeichnet. Im Bereich der Effektivität setzen wir seit 2010 Verbesserungsmaßnahmen gemäß der Cradle-to-Cradle-Philosophie um und steigern derart die positive Wirkung unserer Prozesse und Produkte.
Kennen Sie Cradle to Cradle? Wenn ja, beschreiben Sie kurz, was Sie darunter verstehen.
Seit 2010 beschäftigen wir uns intensiv mit C2C, insofern ist diese Philosophie bei uns bekannt. Die Logik von C2C, dass es keinen Abfall gibt, sondern dass alle eingesetzten Rohstoffe permanent in Kreisläufen geführt werden sollen, passt sehr gut zu uns als Unternehmen der NE-Metallindustrie, wo das stete Sammeln, Aufbereiten und Wiederverwerten von metallreichen Abfällen und/oder Altprodukten seit jeher von großer Bedeutung ist. C2C beinhaltet für uns insbesondere zwei Aspekte: Die Verwendung von hochwertigen, „guten“ Materialien und Inhaltsstoffen sowie die Möglichkeit, diese im Rahmen einer zirkulären Prozess- und Produktführung zu erhalten bzw. wiederzugewinnen.
Setzen Sie bereits Inhalte des C2C – Konzeptes in Ihrer Firma um?
Wir setzen die Inhalte des C2C-Konzeptes in vielfältiger Weise um: im Rahmen eines vollständigen Prozess-Assessments wurde eine ABC-X-Analyse der von uns verwendeten Prozessstoffe durchgeführt mit anschließendem Austausch einzelner Stoffe (Aspekt „Material Health“). Die Wiederverwertung von Stoffen bezieht sowohl die Aufbereitung der Prozessabfälle (anorganische Lösungen und zinkreiche Stoffe) wie auch verzinkter Altprodukte ein (Aspekt „Approval of materials reutilization“). In den Bereich „Approval of Renewable Energy & Carbon Management“ fallen Maßnahmen wie die vollständige Umstellung auf Ökostrom im Jahr 2012 sowie die Einführung eines Energiemanagementsystems nach ISO 50001.
Im Jahr 2013 erfolgte die C2C-Zertifizierung unseres Hauptproduktes duroZINQ®, übrigens die erste und bisher einzige Zertifizierung eines kathodischen Korrosionsschutzsystems, die in den Folgejahren durch Re-Zertifizierungen sowie eine zusätzliche Zertifizierung des Produktes microZINQ® bestätigt wurde
Wo liegen für Ihre Firma und Ihre Branche die größten Herausforderungen / Schwierigkeiten in der Umsetzung von nachhaltigen Konzepten?
Eine große Herausforderung bezieht sich auf die Suche nach einer nachhaltigen Lösung für die Beheizung der Verzinkungskessel. Die aktuellen Systeme basieren branchenweit auf erdgasbefeuerten Kesseln, d.h., unter Verwendung von nicht-regenerativen Energien. Eine Umstellung auf strombetriebene Öfen, die die Nutzung von Strom aus regenerativen Quellen ermöglichen, ist zwar aus technischer Sicht prinzipiell möglich, jedoch unter wirtschaftlichen Aspekten sowohl im Hinblick auf die notwendige Anlageninvestition als auch die Betriebskosten nicht darstellbar. Alternativ ist die Nutzung von Power-to-Gas-Anlagen und die Verwendung aus derart erzeugtem Gas denkbar. Bei dieser Variante wären Investitionen in entsprechende P2G-Kapazitäten notwendig, von denen jedoch eine sehr große Anzahl industrieller Verbraucher profitieren könnte.
Dieses Interview ist Teil unseres Projektes „Der positive Fußabdruck“. Dabei geht es darum, dass die Lehrerin Ingrid Richl in Kooperation mit dem MINT Zirkel Schulmaterial über das Konzept Cradle to Cradle in die Schulen bringen möchte. MINT Zirkel unterstützt sie dabei und begleitet den Prozess, unter anderem mit dieser Interviewreihe. Interessant? Mehr Artikel zum Projekt „Der positive Fußabdruck“.