Auch im letzten Unternehmen, das der MINT Zirkel für die Interviewreihe „der positive Fußabdruck“ unter die Lupe genommen hat, wird viel Wert auf Nachhaltigkeit gelegt. Werkhaus stellt seit bereits mehr als 25 Jahren Möbel, Bürobedarf und Kaleidoskope her und macht vor allem durch das Werkhaus-Stecksystem auf sich aufmerksam. Das Unternehmen bezeichnet sich selbst als Nachhaltigkeitspionier – wie sieht es hier mit Cradle-to-Cradle aus?
Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit in Ihrer Firma? Und warum?
Das Thema Nachhaltigkeit beschäftigt uns seit unserer Gründung im Jahr 1992. Für uns bedeutet es, dass wir alle unsere wirtschaftlichen Aktivitäten an unseren vier Nachhaltigkeitsprinzipien ausrichten. Sie heißen:
- Ökologischer Anspruch
sowohl bei der Materialauswahl, in der Produktion als auch bei der Gestaltung unserer Produkte - Innovative Produkte
einzigartig, erschwinglich und von langer Lebensdauer - Produktion in Deutschland
Alle Produkte sind „100% made in Germany“. Wir entwickeln und produzieren bewusst und ausschließlich in der Lüneburger Heide. - Soziale Verantwortung
Integration von Menschen mit Handicaps, Ausbildung in sieben verschiedenen Berufen, individuelle Arbeitszeitregelungen, Jobangebote im ländlichen Raum
Wie setzen Sie das Thema Nachhaltigkeit konkret im Unternehmen um?
Dass die Rohstoffe aus nachhaltiger, zertifizierter Produktion und weitgehend aus Deutschland stammen sowie gift-, schadstoff- und lösungsmittelfrei sind, ist für uns höchstes Ziel. Entlang der gesamten Wertschöpfungskette versuchen wir, möglichst CO2-sparend und energieeffizient zu arbeiten. Die Materialien, aus denen die Produkte bestehen (Holz, Papier, Textilien & Gummiringe), erlauben unkomplizierte Reparaturen und sind leicht voneinander zu trennen und zu recyceln. Integration wird bei WERKHAUS gelebt.
Kennen Sie Cradle to Cradle? Wenn ja, beschreiben Sie kurz, was Sie darunter verstehen.
Cradle-to-Cradle beschreibt eine sehr konsequente Art der Kreislaufwirtschaft, bei der Rohstoffe wiederverwendet werden und keine Abfälle, sondern neue Rohstoffe entstehen. Im Gegensatz zum Upcycling von Abfällen zu neuartigen Produkten, soll von Beginn an „im Kreis“ gedacht werden, also ein Produkt so konzipiert werden, dass es weder neue Ressourcen verbraucht noch unverwertbare Abfälle entstehen.
Setzen Sie bereits Inhalte des C2C – Konzeptes in Ihrer Firma um?
Viele Ansätze des C2C-Konzepts setzen wir bereits um. So ist z. B. unser Grundmaterial, die mitteldichte Faserplatte (MDF) ein Recyclingprodukt aus der Holzwirtschaft. Im Allgemeinen als eher geringwertiges Material angesehen, verwandeln wir es in hochwertige, innovative und trendige Produkte für den alltäglichen Gebrauch. Auch die modulare Bauweise unserer Produkte harmoniert mit dem C2C-Konzept, denn es sorgt bei den sowieso bereits langlebigen Produkten für Reparaturfähigkeit und für Recyclingfähigkeit der einzelnen Komponenten. Vor allem die Holzwerkstoffe, die wir einsetzen, können verschiedenen Nutzungen zugeführt werden: Die Vollholzplatten können stofflich, die Faserplatten thermisch verwertet oder auch kompostiert werden. Die Möglichkeit, unsere Produkte in Einzelteilen flach zu verpacken, spart zusätzlich Ressourcen und Transportvolumen. Bei unseren Textilien achten wir auf einen hohen Recyclinganteil, wie z. B. ein Polsterstoff mit recycelten Kaffeesäcken beweist. Unser Schaumstoff hat zumindest einen Anteil an Sonnenblumenöl.
Wo liegen für Ihre Firma und Ihre Branche die größten Herausforderungen / Schwierigkeiten in der Umsetzung von nachhaltigen Konzepten?
Die 100%ige Umsetzung des C2C-Konzepts fällt uns trotz der vielen Übereinstimmungen schwer. Dies liegt zum einen daran, dass ressourcenschonende Materialien und Recyclingmaterialien nicht erhältlich oder nicht konkurrenzfähig sind. Zum anderen haben wir wenig Einfluss auf den Verbleib unserer Produkte bzw. ihrer Einzelteile, gerade weil unsere Artikel so langlebig sind. Trotz dieser Schwierigkeiten gelingt uns die Umsetzung nachhaltiger Unternehmenskonzepte relativ gut, was unsere steigenden Umsätze und Mitarbeiterzahlen und nicht zuletzt zahlreiche Auszeichnungen unseres Engagements beweisen.
Dieses Interview ist Teil unseres Projektes „Der positive Fußabdruck“. Dabei geht es darum, dass die Lehrerin Ingrid Richl in Kooperation mit dem MINT Zirkel Schulmaterial über das Konzept Cradle to Cradle in die Schulen bringen möchte. MINT Zirkel unterstützt sie dabei und begleitet den Prozess, unter anderem mit dieser Interviewreihe. Interessant? Mehr Artikel zum Projekt „Der positive Fußabdruck“.