Steelcase ist ein multinationaler Hersteller von Büroeinrichtungen und wurde 1912 in den USA gegründet. Auch in Deutschland verkauft das Unternehmen, das inzwischen multinational aufgestellt, viele Stühle und andere Produkte. Bei einem Umsatz von mehr als 3 Milliarden US-Dollar (2017) kommt natürlich die Frage auf: Produziert Steelcase auch nachhaltig und nach C2C? Wir haben bei Martin Knobel, Specialist Corporate Communications bei Steelcase, nachgefragt.
Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit in Ihrer Firma? Und warum?
In unserer über hundertjährigen Unternehmensgeschichte war Nachhaltigkeit immer ein zentrales Thema. Der Mensch stand und steht stets im Mittelpunkt unseres Schaffens. Wir sind davon überzeugt, dass unsere Entscheidungen und das daraus resultierende Handeln einen wichtigen Beitrag leisten kann, unsere Welt positiv zu verändern – wirtschaftlich, gesellschaftlich und ökologisch.
Wie setzen Sie das Thema Nachhaltigkeit konkret im Unternehmen um?
Steelcase fördert Nachhaltigkeit im Unternehmen und darüber hinaus. Auch unsere Zulieferer müssen Umwelt-, Sozial- und Gesundheitsstandards erfüllen, die teils weit über gesetzliche Vorgaben hinausgehen – über die gesamte Lieferkette hinweg. So können wir sicherstellen, dass unsere Geschäftstätigkeit dem Schutz der Umwelt und dem Wohle von Umwelt und Gesellschaft dient. Im Kern geht es darum, sichere, effiziente und kontinuierliche Kreisläufe zu schaffen. Ganz konkret versuchen wir unsere Treibhausgasemissionen, VOC-Emissionen, unsere Abfallmengen und den Wasserverbrauch weltweit um 25% zu reduzieren und zwar bis 2020. Um das zu erreichen beziehen wir beispielsweise ausschließlich zertifizierten Strom aus erneuerbaren Energien. Wir versuchen aber auch gute Unternehmensbürger zu sein. Steelcase und unsere Stiftung vergeben jedes Jahr Spenden in Millionenhöhe und unsere Mitarbeiter leisten zigtausende Ehrenamtsstunden, um der Gesellschaft etwas zurückzugeben.
Kennen Sie Cradle to Cradle? Wenn ja, beschreiben Sie kurz, was Sie darunter verstehen.
Als eines der ersten Unternehmen überhaupt haben wir das Konzept zu einem wesentlichen Bestandteil unserer Philosophie gemacht. Unser Arbeitsstuhl „Think“ war das erste C2C zertifizierte Produkt weltweit. Mit heute über 25 Zertifizierungen ist Steelcase global eines der meistzertifizierten Unternehmen. Der Cradle to Cradle Ansatz basiert auf der Idee der Kreislaufwirtschaft und versucht Produktlebenszyklen so zu schließen, dass keine Abfälle entstehen, sondern die Bestandteile des Produkts, das sich am Ende seines Lebenszyklus befindet, wieder in den Materialkreislauf aufgenommen werden. Bedenkliche Stoffe werden vermieden und so ein langfristiger Mehrwert für Mensch und Umwelt geschaffen.
Setzen Sie bereits Inhalte des C2C – Konzeptes in Ihrer Firma um?
Das Cradle to Cradle Konzept ist fester Bestandteil unseres Ökodesign-Ansatzes in der Produktentwicklung. Branchenweit sind wir führend in der Analyse von Materialauswirkungen auf den Menschen und die Umwelt und arbeiten mit unseren Lieferanten intensiv daran, umweltschädliche Stoffe zu vermeiden.
Wo liegen für Ihre Firma und Ihre Branche die größten Herausforderungen / Schwierigkeiten in der Umsetzung von nachhaltigen Konzepten?
Neue Perspektiven erfordern eine neue Denkweise und neue Fähigkeiten. Es reicht nicht, innovative Produkte zu entwickeln, deren Umweltauswirkungen möglichst gering sind. Vielmehr geht es darum, neue Geschäftsmodelle zu implementieren, die nachhaltiges Wirtschaften fördern. Das beste Produkt nützt der Umwelt sehr wenig, wenn es am Ende auf dem Müll landet. Unser Ziel ist es, die Produktlebensdauer so lange wie möglich zu gestalten. Ganzheitliches Denken und eine enge Partnerschaft mit den Kunden ist hier wichtig.
Wir möchten zeigen, dass es auch als großes Unternehmen möglich ist, verantwortungsvoll zu handeln. Nachhaltigkeit darf nicht strategischen Überlegungen geopfert werden, sondern muss konkreter Teil der Strategie und Unternehmenskultur sein. Es ist möglich erfolgreich zu sein und zugleich einen Beitrag für Umwelt und Gesellschaft zu leisten.