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Was ist dran am Trend zu digitalen Lernkarteien?

Digitale Lernkarten-Apps sind aktuell in aller Munde. Es sind Lernsysteme, die sich für gezieltes Lernen eignen. Am Beispiel der Software Brainyoo wollen wir dies einmal genauer betrachten.

Dem „analogen Menschen“ eröffnen sich durch die digitale Vielfalt neue Lernmethoden. Digitale Ansätze wie Serious Games, Web-Based-Trainings, Video-Learnings oder Blended-Learning-Konzepte sind mittlerweile an Schulen sehr präsent. Doch nicht selten werden diese Lernangebote von den Lernenden wie eine Art von „Wissenskonsum“ wahrgenommen.

Unabhängig davon, wie informativ oder didaktisch digitale Lernmedien aufgebaut sind, oft beinhalten sie viel zu viele Informationen, die zudem zu wenig wiederholt werden, um bei den Lernenden wirklich „hängen zu bleiben“. Wissen, das auf diese Weise gelernt wird, geht aus Mangel an Wiederholung schnell verloren, wie schon Hermann Ebbinghaus gezeigt hatte.

Wiederholen statt konsumieren

Das Prinzip der Lernkarteien © Brainyoo
Das Prinzip der Lernkarteien
© Brainyoo

Der Ansatz der Lernkarten-Apps baut auf diesen Prämissen auf. Klassischer Unterricht inklusive digitaler Lernmedien – das sind zentrale Elemente, um Schülerinnen und Schülern ein umfassendes Verständnis von Themen, Fakten und Fachwissen zu vermitteln. Wird aber ein Prüfungserfolg angestrebt, kann dies optimal durch die „urzeitliche Lernform“ des Wieder­holens ergänzt werden.

Die „menschliche Hardware“ kann durch sinnvolle Software an Effizienz gewinnen. Das klingt kompliziert, ist aber in der Umsetzung relativ simpel – schließlich muss dazu lediglich Bewährtes anders oder besser eingesetzt werden. Wiederholen steht vor dem Lernerfolg. Effizientes Lernen ist dort möglich, wo Lerninhalte mit einer Software gelernt werden, die automatisch erkennen kann, was bereits gewusst wird – und was nicht!

Dies ist beileibe kein revolutionäres neues Softwarekonzept. Schon Sebastian Leitner hatte bereits 1973 in seinem Werk „Lernen lernen“ (heute: „So lernt man lernen“) beschrieben, wie eine Grundstruktur effizienten Lernens aussehen sollte: die klassische Lernkartei. Sie besteht aus einem Kasten, der in fünf einzelne Fächer aufgeteilt ist. Der zu lernende Stoff wird dabei in kleine Häppchen unterteilt und auf Karten geschrieben – auf der einen Seite die Frage und auf der anderen Seite eine Antwort. Zu Beginn wird der Karteikartenstapel in das erste Fach sortiert. Bei Richtig-Beantwortung der Frage ordnet man diese Papierkarte in das zweite Fach ein – falsch beantwortete Fragen bleiben bis zur nächsten Ziehung im ersten Fach bzw. fallen aus den höheren Fächern. So wandern diese Mikrolerninhalte Zug um Zug vom ersten bis in das letzte Fach. Leitner beschrieb dieses System auch als eine Art Verdauungskanal mit fünf Mägen.

Viele der aktuell am Markt befindlichen softwaregestützten Lernkartei-Lösungen beruhen auf diesem grundlegenden Ansatz. Einige haben ihn modifiziert, weiterentwickelt und verschiedene Lernmodi daraus abgeleitet.

Karteikarten-Software

Moderne Karteikarten-Software übernimmt nicht nur die vollständige Sortierfunktion, sie liefert auch – im Gegensatz zu einfachen Quiz-Apps – einen messbaren Lernerfolg. Er lässt sich auf einen Blick erfassen. Und je nach eingesetzter Software wird auch die Entfernung zum Lernziel sofort klar.

Diese Learning Analytics dienen in erster Linie der Selbstkontrolle und wirken motivierend. Das Prinzip ist einfach. Der Lernstand steigt mit jeder erfolgreich beantworteten Frage. Jede noch so kurze Lerneinheit schafft ein kleines Erfolgserlebnis. Lehrkräfte können den Lernstand ihrer Schülerinnen und Schüler jederzeit einsehen, um gezielt unterstützen zu können.

Wissens-Ziel: Langzeitgedächtnis

Starscreen der Lernkarten-App Brainyoo © Brainyoo
Starscreen der Lernkarten-App Brainyoo
© Brainyoo

Das Lernen kämpft einen oft erfolglosen Kampf gegen das Vergessen. Hier zeigten sich die Vorteile der digitalen Karteikarten. Sie lassen sich dank eines speziell abgestimmten Lernalgorithmus so gezielt wiederholen, dass Lerninhalte nicht nur erfolgreich in das Langzeitgedächtnis gelangen, sondern von dort auch schnell und sicher abgerufen werden können. Dies ist ein Vorteil gegenüber anderen Lernsystemen und begründet ihren aktuellen Erfolg. Durch die gezielte Faktenübertragung in das Langzeitgedächtnis kann für eine Prüfung relevantes Wissen in einer Stresssituation, wie sie eine mündliche oder schriftliche Prüfung darstellt, schnell abgerufen werden.

Themenunabhängig einsetzbar und überall verfügbar

Ein zusätzlicher Vorteil liegt darin, dass digitale Karteikarten sehr einfach zu erstellen sind. Relevante Inhalte müssen nur zusammengetragen werden und in ein lerntypisches Format wie z. B. „Frage + Antwort“ oder „Frage + Multiple-Choice­Lösung“ gesetzt und dann wiederholt gelernt werden.

Der zu lernende Inhalt ist flexibel austauschbar, ob Formeln, Sach- und Fachzusammenhänge oder typisches Abiturwissen – im Prinzip kann jedes Wissen, das in Prüfungen abgefragt wird, auch für (digitale) Karteikarten aufbereitet und mit ihnen gelernt werden.

Lerneffizienz lässt sich durch einen innovativen Algorithmus erzielen. Zusätzliche Lernzeit durch eine „Jederzeit-­Verfügbarkeit“ schaffen. Das Lernsystem sollte in jeder Lebenssituation nutzbar sein – unterwegs auf dem Smartphone, offline mit dem Notebook, online in der Schule und abends auf der Couch mit dem Tablet. Der individuelle Lernstand muss dabei über alle Geräte synchronisierbar sein.

Digitale Karteikarten kann man als „Learning-Nuggets“ immer dabei haben. Sie können dann genutzt werden, wenn die Gelegenheit günstig ist. So können diese „Learning-Nuggets“ auch zur Überbrückung von Leerlaufzeiten dienen.

Fazit

Digitales Lernen setzt – nicht nur mit Blick auf digitale Karteikarten – auf wissenschaftlich fundierten Lernkonzepten auf, die dank der mittlerweile hohen Marktdurchdringung mobiler Endgeräte und verfügbarer Technologien zunehmend einfach in den Alltag der Schülerinnen und Schüler und der schulischen Organisation von Lernprozessen integriert werden können.

Digitale Lösungen, die als Kombination aus zeitgemäßer Mediennutzung und einem messbaren Lernvorteil für die Schülerinnen und Schüler konzipiert werden, können anhaltende Lernmotivation bei gleichzeitig besseren Prüfungsergebnissen ermöglichen.

Jörg Schmidt

Links

Anki: www.ankisrs.net

Brainyoo: www.brainyoo.de

Cabra: www.cabra.hathix.com

Cobocards: www.cobocards.com/de

Mnemosyne Project: www.mnemosyne-proj.org

Literatur

Sebastian Leitner: So lernt man lernen. Der Weg zum Erfolg. Freiburg: Herder 2011.

Hermann Ebbinghaus: Vergessenskurve

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