Der Umgang mit computergestützten Medien ist in der heutigen Zeit kaum noch wegzudenken. Lehrkräfte stellen sich oftmals die Frage, wie diese lerneffektiv im Unterricht eingesetzt werden können. Anhand exemplarisch kurzer Beispiele innerhalb des allgemeinbildenden Technikunterrichts wird hier der Mehrwert des Whiteboards skizziert.
Computerbasierte Medien können, nicht nur in Themenfeldern, die aufgrund der raschen Technologieentwicklung Funktionszusammenhänge und Produktionsprozesse schwer nachvollziehbar machen, Lernprozesse der Schülerinnen und Schüler im technikbezogenen Unterricht unterstützen. Die Komplexität technischer Systeme macht eine Konzentration auf wesentliche Aspekte erforderlich. Neue Medien bieten eine besondere Chance, den Lernprozess positiv zu beeinflussen.
Bedeutung computerbasierter Medien
Die Bedeutung der Nutzung neuer Medien lässt sich an verschiedenen Faktoren ablesen: Der KMK zufolge gehören die Nutzung und Auswahl fachrelevanter Medien zu den inhaltlichen Anforderungen des (technischen) Lehramtsstudiums. Gegenwärtig stehen Lehrkräften eine Vielzahl innovativer Medien zur Verfügung, die sie nicht nur aufgrund bildungspolitischer Forderungen, sondern auch durch eine rasant wachsende technische Entwicklung in Bezug auf deren fachdidaktisch adäquaten Nutzung sowie den zu generierenden Mehrwert abschätzen müssen. Aktuelle Studien der Bitkom sowie der Initiative D21 zeigen, dass bereits mehr als die Hälfte aller Schulen (62 %) in Deutschland über sogenannte interaktive Whiteboards verfügen und Lehrerinnen und Lehrer in Bezug auf die tatsächliche Nutzung angeben, dass 72 % PCs und/oder interaktive Whiteboards in ihrem Unterricht regelmäßig nutzen – 37 % davon sogar mindestens einmal pro Woche. In der Schulpraxis scheint daher in einem hohen Maße von einem Mehrwert ausgegangen zu werden.
Vorteile des interaktiven Whiteboards
Das interaktive Whiteboard verbindet die Funktionen der traditionellen Kreidetafel mit einer Vielzahl von digitalen Medien (z. B. Beamer, Laptop, Tablet, Dokumentenkamera). Das Computerbild wird beim interaktiven Whiteboard mittels Beamer auf eine berührungsempfindliche Weißwandtafel projiziert. Durch die Eingabe per Finger oder mit speziellen (kabellosen) Stiften werden über Berührungspunkte die Koordinaten des Tafelbilds an die mitgelieferte Software weitergegeben und verarbeitet. Technikbezogene Lernumgebungen können in Anlehnung an Girwidz (2004) interaktiv, multimodal und multicodiert aufbereitet werden. Es sind dabei nicht nur Interaktionen mit dem Präsentationsgegenstand möglich (interaktiv), sondern es können gleichzeitig verschiedene Sinneskanäle der Schülerinnen und Schüler angesprochen (multimodal) und Unterrichtsinhalte durch verschiedene Präsentationsformen miteinander verknüpft (multicodiert) werden. Zudem lässt sich ein Zuwachs der Motivation bei Schülerinnen und Schülern und Lehrerinnen und Lehrern bei der Arbeit mit dem interaktiven Whiteboard beobachten.
Unterrichtsbeispiele im Technikunterricht
Ein Mehrwert von interaktiven Whiteboards besteht in der Möglichkeit, entwickelte Tafelbilder aus dem Unterrichtsgeschehen abzuspeichern und so in einem späteren Unterrichtsverlauf mühelos wieder aufzugreifen. So kann eine gemeinsam entwickelte Mindmap zum Wasserverbrauch innerhalb des Themenfeldes „Versorgung und Entsorgung“ nach einer ausführlichen Recherche der Schülerinnen und Schüler mit statistischen Angaben ergänzt werden. Ohne großen Aufwand lässt sich das Tafelbild wieder öffnen und ergänzen. Zudem können die Ergebnisse online gestellt bzw. als Ausdrucke zur Verfügung gestellt und darüber hinaus ergänzend Hausaufgaben digital eingespielt werden.
Ein weiterer Vorteil besteht in der Einbindung von Simulationen im Technikunterricht mittels Whiteboard. Gerade im Bereich der für Schülerinnen und Schüler nicht immer leicht verständlichen Elektrotechnik im Themenfeld „Information und Kommunikation“ kann dies verständnisunterstützend wirken. Das Titelbild zeigt die Kennlinie eines Transistors (rechts), die in Abhängigkeit der Veränderung des Basisstroms entwickelt und analysiert werden kann. Mit Hilfe der einzelnen Parameter (links), die farblich kodiert sind, können einzelne Aspekte fokussierend im Klassenplenum besprochen und zeitgleich deren Auswirkungen im Schaubild erörtert werden.
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass das interaktive Whiteboard eine gute Möglichkeit beinhaltet, u. a. komplexe technische Zusammenhänge geeignet zu visualisieren. Darüber hinaus bietet es einen erheblichen Mehrwert in der Verknüpfung von unterschiedlichen Medientypen und vereint damit an der Tafel eine Vielzahl technischer Gerätschaften. Es muss jedoch auch festgehalten werden, dass es nicht die Primarerfahrung mit Werkstoffen und Werkzeugen ersetzen kann, die eine wichtige Säule des Technikunterrichts darstellt. Ebenfalls sollte in der methodischen Ausgestaltung des Unterrichts darauf geachtet werden, dass durch die Verwendung des interaktiven Whiteboards nicht zu ausgedehnte frontale bzw. lehrergeleitete Unterrichtsphasen ausgelöst werden.
Hannes Schray & Sebastian Goreth
Weitere Informationen
Girwidz, R. (2004). Lerntheoretische Konzepte für Multimediaanwendungen zur Physik.