Skip to content

Artenkenntnis digital fördern – die App VogelstimmenTrainer

Vogelstimmen sind überall zu hören: Doch kaum jemand nimmt bewusst wahr, wie unterschiedlich sie sind und welcher Vogel sich dahinter verbirgt. Die Lern-App „VogelstimmenTrainer“ ermöglicht spielerisch das Üben und Lernen einiger heimischer Gesänge im Unterricht und auf biologischer Exkursion.   Apps und Computerspiele im Unterricht bilden einen Trend, der häufig unter dem Schlagwort „Gamification“ beschrieben wird. Ganz allgemein handelt es sich dabei um den Einsatz spieltypischer Elemente wie Erfahrungspunkte, Ranglisten und Auszeichnungen in spielfremden Kontexten. Mittels Gamification ist es möglich, die intrinsische Motivation zu steigern. Zwar existieren bereits Apps zur Bestimmung von Vögeln und Vogelstimmen, in denen zahlreiche Arten sowie Informationen zu deren Lebensweisen aufgeführt sind. Doch bei digitalen Medien ist es wichtig, einen Informationsüberfluss zu vermeiden. Die vorgestellte App mit dem Fokus, verschiedene Stimmen miteinander vergleichen zu können und sie mit dem charakteristischen Aussehen der Arten zu verknüpfen, entstand daher im Rahmen eines Schulprojektes in einem Biologiedidaktik-Seminar an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.

Ziele und Einsatzmöglichkeiten der App

Ein Ziel des Biologieunterrichts ist es, die Grundlage für umweltverträgliches Handeln zu legen und in diesem Kontext eine individuelle und gesellschaftliche Verantwortung zu vermitteln. Die Kenntnis von Arten kann das Interesse der Schülerinnen und Schüler für die Natur und den Schutz der Umwelt stärken, hierzu soll der „VogelstimmenTrainer“ beitragen. Denn häufig werden die eigene Umgebung und die darin vorhandene Biodiversität nicht bewusst wahrgenommen. Die App soll an ebendiese heranführen bzw. erinnern.

Funktionsweise der App – drei verschiedene Modi

Die App bietet drei verschiedene Möglichkeiten zum Erlernen und Festigen von Vogelstimmen sowie zur Selbstüberprüfung. Im Modus „Übersicht der Vögel“ stehen die Namen und Bilder von 24 ausgewählten heimischen Arten zur Verfügung. Mit einem Klick können ihre jeweiligen Gesänge abgespielt werden. Dieser Modus fungiert als Nachschlagewerk, zur Überprüfung in der Natur vermeintlich erkannter Vogelstimmen oder zur gezielten Wiederholung bestimmter Arten. Im Modus „Training“ werden zunächst die Vögel ausgewählt, die in den Übungen erscheinen sollen. Eine Vorauswahl von Arten für Anfänger oder Profi kann vorab erfolgen. Die Auswahl basiert auf einer Zusammenstellung von Arten, bezüglich derer im Rahmen eines Schulprojektes mit der App Lernfortschritte untersucht wurden. Sind die gewünschten Vögel selektiert, kann das Training beginnen. In jeder Runde erscheinen drei Vogelbilder auf dem Spielfeld. Ziel ist es, jedes Vogelbild einem zugehörigen Gesang zuzuordnen. Beim Überprüfen der Lösung werden korrekte Teilergebnisse angezeigt. Aber erst, wenn alle Bilder richtig angeordnet sind, erscheinen die Artnamen der Vögel und das Fortschreiten zur nächsten Runde wird ermöglicht. Abhängig von der Anzahl der benötigten Versuche ergibt sich pro Runde eine Punktzahl. Die Punkte werden summiert und zum Schluss in einen Rang eingeordnet, der als Feedback und zur Orientierung des Lernenden dient. Der „Quiz“-Modus ermöglicht eine schnelle Selbstüberprüfung. Nachdem die Auswahl der gewünschten Vogelarten erfolgt ist, wird pro Runde zufällig eine Stimme ausgewählt und per Knopfdruck abgespielt. Es erscheinen einige Vogelbilder, unter denen sich auch die zur Stimme gehörige Art befindet. Das entsprechende Bild muss angeklickt werden.

Erweiterung der Unterrichtsmethoden

Der Einsatz von Apps stellt eine Erweiterung des Spektrums der Unterrichtsmethoden dar. Der „VogelstimmenTrainer“ kann z. B. in Einzel- oder Partnerarbeit im Klassenraum verwendet werden, wobei letztere Methode Diskussionen über die Unterschiede zwischen den Stimmen fördern und im Zuge dessen die Entwicklung eines Vokabulars zu deren Eigenschaften begünstigen kann. Begriffe zur Beschreibung von Vogelstimmen können auch im Voraus gesammelt und mithilfe der App gefestigt werden. Des Weiteren kann die App sehr gut zur Vorbereitung auf Exkursionen eingesetzt werden, sodass anschließend das Erkennen von Vogelarten anhand ihrer Stimmen in der freien Natur ausprobiert werden kann. Dieser Transfer auf reale Bedingungen erfordert jedoch Übung. Eine Verwendung während eines Ausfluges ist durch die Portabilität mobiler Geräte gewährleistet, zumal die App keine Verbindung zum Internet benötigt. Es muss jedoch beachtet werden, dass Vogelstimmen in der freien Natur nicht laut abgespielt werden dürfen, um eine Verwirrung der Vögel in der Umgebung zu vermeiden. Daher sind für den Außeneinsatz unbedingt Kopfhörer anzuschließen. Empfehlenswert sind diese auch für die Verwendung mit mehreren Geräten im Klassenraum, da sich ansonsten die Klänge zu sehr überlagern. Das Üben einiger Vogelstimmen könnte als Hausaufgabe aufgegeben werden, sodass darauf aufbauend eine akustische Analyse der lokal vorhandenen Arten erfolgen kann. Auf jeden Fall muss das Arbeiten mit der App in eine komplexere Unterrichtseinheit integriert werden. Ohne eine theoretische Einführung und inhaltliche Aufarbeitung ist der Wissensgewinn isoliert und bleibt nur auf die App beschränkt.

Erste Erfahrungen

Im Rahmen unseres Projektes haben die Schülerinnen und Schüler der fünften Klasse generell gerne mit der App gearbeitet und im Zuge dessen auch schnell Fortschritte beim Zuordnen der Vogelstimmen zu den Arten gemacht. Bei der Wiedererkennung in der freien Natur hatten sie jedoch Schwierigkeiten durch ablenkende Geräusche sowie Abweichungen von den in der App verwendeten Tonbeispielen. Romy Fritzsche & Carolin Nary

Heimische Vögel und ihre Stimmen

Vogelstimmen

Heimische Vögel und ihre Stimmen

Lösung: Heimische Vögel und deren Stimmen

Weitere Informationen

Der „VogelstimmenTrainer“ kann nur auf Android-Geräten (ab Version 3.2) verwendet werden und steht unter folgender Adresse zur Verfügung: www.biodidaktik.uni-halle.de/download Bitte beachten Sie auch die Hinweise zur Installation und Nutzung der App.

Beitrag teilen:

Facebook
Twitter
LinkedIn
Pinterest
XING
WhatsApp
Email

Ähnliche Beiträge

Arbeit mit Werkzeugen
13. August, 2024
Der Wolpertinger (lateinisch crisensus crisensus) ist ein bayrisches Fabelwesen, das sich aus mehreren Tierarten zusammensetzt und in verschiedenen Formen auftreten kann. Er eignet sich besonders für den Einsatz im naturwissenschaftlichen Unterricht, da ebendiese individuelle Zusammensetzung eine tiefergehende Beschäftigung mit den Lebewesen des Waldes und den unterschiedlichen Besonderheiten erlaubt, die sie auszeichnen. Hier kommen konkrete Ideen, wie das auf spannende Weise umgesetzt werden kann.
Kinder an Laptops
3. Juli, 2024
digi.reporter ist ein kinderleicht zu bedienendes Content-Management-System (CMS) für Schüler:innen ab der Grundschule, mit dem sie lernen, eigenständig und rechtskonform multimediale Beiträge für eine webbasierte Veröffentlichung wie einer Online-Schulzeitung zu verfassen.
Mädchen nutzt KI im Unterricht am Telefon
26. Juni, 2024
Einen kreativen Unterrichtseinstieg suchen, differenzierte Lernziele erstellen, Fehlerschwerpunkte in Klassenarbeiten erarbeiten oder auch einen Entwurf für einen Elternbrief formulieren lassen – künstliche Intelligenz (KI) eröffnet uns schon jetzt ganz schön nützliche Möglichkeiten zur Vereinfachung unseres Unterrichtsalltags. Aber auch unseren Schüler:innen bietet KI mindestens genauso viel Hilfestellung bei der Bearbeitung schriftlicher Lern- und Leistungsaufgaben.
LEGO Education Fußball-Unterrichtseinheit
Gesponserte Inhalte
27. Mai, 2024
Ab Juni wird ganz Deutschland wieder verstärkt im Fußball-Fieber sein. Auch viele Kinder begeistern sich bereits früh für den Sport und haben mindestens genausoviel Vorfreude wie Erwachsene. Dank der neuen Lerneinheiten von LEGO® Education SPIKE™ Essential bringen Sie den Fußball-Hype ab sofort auch in Ihr Klassenzimmer. Spiel, Spaß und maximale Aufmerksamkeit sind beim Bauen und Programmieren von Modellen rund um das Thema Fußball garantiert!
Header_MZ Blogbeitrag_04-2023 (15)
21. Mai, 2024
Die Vorgaben des Instituts zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) für das Abitur in Mathematik lassen den Schulen zwei Alternativen bei der Wahl des rechnerischen Hilfsmittels: das modulare Mathematiksystem (MMS) und den wissenschaftlichen Taschenrechner (WTR). Bei der Entscheidung sollte jedoch nicht das Abitur im Fokus stehen, sondern der fachdidaktische Nutzen für den Unterricht.
LE-SPIKE Essential-1920x1080px
Gesponserte Inhalte
9. April, 2024
Unsere Welt verändert sich schnell, fast täglich gibt es technische Innovationen. Die Art und Weise, wie Kinder lernen und wichtige Fähigkeiten erwerben, muss mit diesen Veränderungen Schritt halten. Wir brauchen einen Unterricht, der die Kinder optimal auf die Welt von morgen vorbereitet und die lebenslange Lust am Lernen weckt.
Header_MZ Blogbeitrag_04-2023 (17)
25. März, 2024
Trotz einer Reihe internationaler Programme wie der Weltdekade „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ (2005–2014) oder dem UNESCO-Weltaktionsprogramm BNE“ (2015–2019) sind Inhalte aus dem Kontext Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) noch nicht an allen Stellen in der deutschen Schulbildung und insbesondere im Fachunterricht Mathematik angekommen.
Version 2
29. Januar, 2024
Energieträger sind für die Wärmeerzeugung in Gebäuden unerlässlich und werden oft in Form von fossilen Brennstoffen wie Gas, Öl, Holz oder Kohle bereitgestellt. Einerseits ist aufgrund ihres begrenzten natürlichen Vorkommens ein sorgsamer Umgang mit diesen Ressourcen geboten. Andererseits entsteht durch die Verbrennung fossiler Energieträger das Treibhausgas CO2, das als Katalysator des Klimawandels gilt.
Header_MZ Blogbeitrag_04-2023 (6)
16. Januar, 2024
Es gehört zu den Kernaufgaben einer Lehrkraft, Schüler*innen Rückmeldungen auf ihre Lernleistung zu geben – in Form von Noten oder mit mündlichem oder schriftlichem Feedback. Bei der Methode des Peer Assessments wird diese Aufgabe von den Lernenden selbst übernommen: Sie geben sich wechselseitig Rückmeldung auf ihre erbrachte Leistung. Ob sie davon profitieren können, untersucht das Forscherteam Double, McGrane und Hopfenbeck in einer 2020 erschienenen Metaanalyse. Sie prüfen dabei zudem, wie die Methode effektiv im Unterricht umgesetzt werden kann.
Header_MZ Blogbeitrag_04-2023 (5)
11. Januar, 2024
Anlässlich des Internationalen Tags gegen Rassismus am 21. März 2023 veröffentlichte das Thüringer Bildungsministerium eine Handreichung für Thüringer Schulen zur Anwendung der Jenaer Erklärung gegen Rassismus im Unterricht. Die Publikation der Autoren Karl Porges und Uwe Hoßfeld und der AG Biologiedidaktik der Friedrich-Schiller-Universität Jena ist ein konkretes inhaltliches Angebot für rassismuskritische Bildungsarbeit an Thüringer Schulen.
Header_MZ Blogbeitrag_04-2023 (2)
20. Dezember, 2023
Der Einsatz von Escape Games oder EduBreakouts im Unterricht ist heute bei Weitem keine so exotische Methode mehr wie noch vor ein paar Jahren. Mittlerweile gibt es zahlreiche Formate dieses kreativen Konzepts und alle sorgen für motivierende Abwechslung im Klassenzimmer. Auch aus meinem Unterricht sind Escape Games kaum noch wegzudenken und meine Schüler*innen fordern diese regelmäßig mit den Worten ein: „Herr Bendlow, wann machen wir mal wieder ein Escape Game?“
Header_Entdeckt_04-2023
20. Dezember, 2023
Vor dem Hintergrund einer immer komplexer werdenden und zunehmend technisierten Gesellschaft werden Medienbildung und digitales Lernen auch im Bildungsbereich unabdingbar. Es gibt mehr und mehr hoch spezialisierte Berufsbilder, für die die sogenannten 21st century skills wie digitale Affinität, vernetztes Denken und Problemlösefähigkeit eine zentrale Rolle spielen. Gleichzeitig ist im Hinblick auf aktuelle gesamtgesellschaftliche Themen und Probleme wie den Klimawandel ein interdisziplinäres Denken und Arbeiten notwendig geworden. Ziel der Schulen muss es dabei sein, genau hier anzusetzen, um Schüler*innen auf neue Herausforderungen in der Berufs- und Lebenswelt vorzubereiten.