Insekten sind gefährdet und es ist höchste Zeit für Maßnahmen, welche das Artensterben zumindest verlangsamen. Insekten nehmen aufgrund ihrer Biomasse in fast allen Biomen der Erde eine zentrale Rolle in vielfältigen Nahrungsnetzen ein und ihre ökologischen Wechselbeziehungen sind so mannigfaltig wie faszinierend.
Die EU-Beschlüsse vom Oktober 2020 zeigen, dass der Schutz der biologischen Vielfalt den ökonomischen Interessen untergeordnet ist. Anders könnte es sein, wenn das eher abstrakte Artensterben an eine sogenannte „Flagschiffart“ (engl. flagship species) gebunden wird: So hat „More than honey“ (2012) als einer der erfolgreichsten Dokumentarfilme im deutschsprachigen Raum das Insektensterben und die gravierenden Auswirkungen am Beispiel der Westlichen Honigbiene (Apis mellifera) verdeutlicht. Vermutlich hat der Film den gesellschaftlichen Diskurs unterstützt und den Boden für Artenschutz- Initiativen mitbereitet.
Die Honigbiene bietet vielfältige Lernanlässe
Aus fachdidaktischer Perspektive schafft die Honigbiene einen niederschwelligen Zugang zum Stamm der Arthropoden im Biologieunterricht und kaum ein anderer Vertreter der Insekten ermöglicht vergleichbar vielfältige Lernanlässe: von der Vermittlung von Struktur-Funktions- Zusammenhängen über die Erkundung von ökologischen Wechselbeziehungen oder der verantwortungsvollen Tierhaltung bis hin zum Einüben biologischer Erkenntnismethoden.
Honigbiene als Insekt und als Nutztier kritisch reflektieren
Die Westliche Honigbiene entwickelt sich seit über zweitausend Jahren in der Obhut des Menschen und gehört zu unseren wichtigsten Nutztieren. Ihre kulturhistorische Bedeutung, die ertragsorientierten Haltungs- und Züchtungsformen sowie die damit verbundenen Problematiken sollten ebenso reflektiert werden wie die Tatsache, dass sie zwar eine exemplarische Vertreterin der Insekten ist, die jedoch die Gefahr einer anthropozentrischen Sichtweise hinsichtlich der Lebensweise und auch Schutzbedürftigkeit birgt. Daher lohnt unbedingt eine vergleichende Behandlung mit ihren „wilden“ Verwandten, den Wildbienen. Hier finden sich neben vielfältigen Lebensweisen auch im Vergleich zur Honigbiene weitere, vertiefende Lernanlässe und Handlungsoptionen: Blühstreifen, artenreiche Gärten statt Schotterwüsten sowie Brutmöglichkeiten für Insekten sind auch in der unmittelbaren Schulumgebung zu finden oder als unterrichtliche Projekte zu gestalten und zu beobachten. Imkerinnen und Imker sind wichtige Bildungspartner, um auch an außerschulischen Lernorten gemeinsam Lernanlässe zu gestalten.
Dr. Monika Aufleger
Prof. Dr. Steffen Schaal