Bei der Beratung von Schulen taucht häufig der Wunsch auf, App-Listen für einzelne Fächer zu erhalten, um Lehrkräften digitales Unterrichten schmackhaft zu machen. Der Wunsch ist verständlich, erleichtert den Einstieg in das digitale Arbeiten aber nicht unbedingt, denn eine Unterrichtsstunde nur mit einer App zu gestalten, ist nicht immer einfach. Oft gelingt der Einstieg besser, wenn man einen oder mehrere kleine digitale Bausteine in den gewohnten Unterrichtsgang integriert.
Setzt man beim Unterrichten auf einzelne, spezialisierte und of t recht komplexe Apps, steht der Einarbeitungsaufwand und der konkrete Nutzen für den Unterricht in einem ungünstigen Verhältnis, denn oft lässt sich das Programm nur für einen einzelnen Arbeitsschritt verwenden. Werden diese Apps dann auch nur selten eingesetzt, fehlen Lehrkräften wie Lernenden Übung und Souveränität im Unterrichtseinsatz. Wer seinen Unterricht multimedialer gestalten will, ist zunächst daher besser beraten, multifunktionale Tools zu nutzen, die immer wieder in verschiedenen Lernszenarien zur Anwendung kommen können. Lehrkräfte als auch Schülerinnen und Schüler werden so schnell mit den Werkzeugen vertraut und haben die Möglichkeit, sich auf die zu vermittelnden Inhalte zu konzentrieren, anstatt sich mit der Technik auseinandersetzen zu müssen. LearningApps bietet genau dafür einen kleinen, aber feinen Baukasten, der sich schnell und effizient in den eigenen Workflow integrieren lässt.
Wie funktioniert’s?
Die Software ist webbasiert und kann auf allen digitalen Endgeräten mit Internetanbindung genutzt werden. Unterrichtsmaterial kann so auch zu Hause vorbereitet werden, ohne sich Gedanken machen zu müssen, wie die Dateien in das schulische Netz gelangen. Einfach den Browser aufrufen, www.learningapps.org eintippen, anmelden und los geht’s. Die Startseite der LearningApps ist übersichtlich. Neben einer kurzen Beschreibung und einem Tutorial finden sich aktuelle Beispielaufgaben, die man selbst nutzen oder von denen man sich inspirieren
lassen kann. Hat man einen Aufgabentyp gefunden, den man abwandeln oder mit eigenen Inhalten bestücken will, geht dies leicht über die Schaltfläche „Ähnliche App erstellen“. Über den Reiter „Apps durchstöbern“ lassen sich fertige Aufgaben nach Kategorien und Schulstufen aufrufen. Die Gestaltung eigener Lernbausteine ohne Vorlage ist ebenso möglich. Um eigene Apps speichern zu können, muss man sich registrieren und auf der Seite anmelden. Dazu genügt eine E-Mail-Adresse. Selbsterstellte Apps lassen sich als „privat“ oder „öffentlich“ kennzeichnen und können über einen speziellen Link aufgerufen oder in der allgemeinen Suche gefunden werden. Öffentliche Apps können bewertet werden. Um sie selbst zu verwenden, kann man sie mit vorbereiteten Links in die eigene Lernumgebung einbetten. Angemeldet ist es möglich, eine Sammlung eigener Apps anzulegen und sie für die Schülerinnen und Schüler freizugeben. Legt man für die Lernenden eigene Accounts an, steht ihnen nach Eingabe von Nutzername und Passwort eine eingeschränkte Lernumgebung zur Verfügung. Die Nutzung der Schüleraccounts kann von der Lehrkraft statistisch ausgewertet werden.
Was bringt’s?
Die Bausteine können ohne Vorkenntnisse in kurzer Zeit erstellt werden, am einfachsten, indem man eine fertige Vorlage übernimmt und sie mit eigenen Inhalten füllt. Mit den verschiedenen Varianten von Zuordnungsübungen lässt sich Vorwissen abfragen oder der aktuelle Lernstand erheben.
So lassen sich schnell Paare oder Gruppen bilden, Ereignisse auf einem Zahlenstrahl zuordnen und Textelemente oder auch Zahlen in eine Reihenfolge bringen. Dabei kann mit Texten und Bildern sowie Audio- und Videodateien gearbeitet werden. Auch kann man Bilder oder Karten nutzen, um Elemente richtig zu platzieren oder diese korrekt zu beschriften.
Konkret lassen sich beispielsweise folgende Aufgaben realisieren
- Korrekte Beschriftungen von Satellitenbildern, (stummen) Land- und Wetterkarten,
- Zuordnung von chemischen Strukturformeln und den richtigen Bezeichnungen,
- die Beschriftung von technischen Zeichnungen, Fotos oder Programmoberflächen
oder - komplexere Sachverhalte in Videoclips erfassen und kommentieren.
Eigene oder im Netz vorhandene Audiound Videodateien lassen sich mit Einblendungen versehen, bei denen die Wiedergabe stoppt, sodass das Gesehene und Gehörte noch einmal reflektiert werden kann. So können gezielt Fragen und Arbeitsaufgaben zu multimedialen Elementen gestellt werden. Unterrichtsstoff kann wiederholt, aufgefrischt oder neu eingeführt werden. Wer seinen Unterricht mit spielerischen Elementen anreichern mag, kann eigene Rätsel, Multiple-Choice- oder Schätzaufgaben erstellen. So kann das Vorwissen spielerisch abgefragt oder den Lernenden ein formatives und summatives Feedback direkt im Unterricht gegeben werden. Zudem können auch Lernbausteine entwickelt werden, bei denen die Kommunikation im Vordergrund steht. So ist es möglich, Pinnwände, Notizbücher, Chats oder auch Abstimmungen und Kalender zu generieren. Der Reiz liegt hier in der Kollaboration. Selbst „klassische“ analoge Arbeitsaufträge können auf diese Weise mediengestützt bearbeitet werden, da die Gruppen- und Teamarbeit auch außerhalb des Klassenzimmers möglich ist und Arbeitsprozesse dokumentiert werden können. Die Lernenden tauschen sich untereinander aus und legen ihre Ideen digital ab, sodass alle Mitglieder einer Gruppe darauf Zugriff haben. Diese Bausteine können von der Lehrkraft gezielt vorbereitet und den Lernenden im Unterricht bereitgestellt werden. Noch reizvoller erscheint es freilich, die Schülerinnen und Schüler anzuleiten, ihr Wissen und Können mit selbst ausgewählten Apps zu präsentieren und weiterzugeben und mit den kommunikativen Modulen ihren (Gruppen-)Arbeitsprozess zu organisieren und anschließend zu dokumentieren.
Rudel, Thomas