Skip to content

Sicherheit im NwT-Unterricht

Carsten Späth ist Lehrbeauftragter für NwT in Tübingen. Der MINT Zirkel sprach mit ihm über grundlegende Voraussetzungen zur Vermeidung von Gefährdungen im NwT-Unterricht.

Welche Vorschriften bezüglich der Ausstattung von Fachräumen gibt es von offizieller Seite?

NwT ist ein Fach, welches sich mit naturwissenschaftlichen Inhalten ebenso beschäftigt wie mit technischen. An den Schulen werden deshalb in der Regel Multifunktionsräume genutzt, die naturwissenschaftliches und technisches Arbeiten ermöglichen. Eine offizielle Vorgabe zur speziellen Ausstattung von NwT-Räumen gibt es nicht, die geltenden Sicherheitsvorschriften für naturwissenschaftliche Fachräume bzw. Werkräume an Schulen sind zu beachten. Zur Unterstützung der Schulen bei der Facheinführung gab es 2007 / 2008 Empfehlungen für eine Ausstattung von NwT-Räumen, welche sich an den Erfahrungen der NwT-Versuchsschulen und deren Beispielunterrichtseinheiten orientierten.

Gibt es ein Mindestmaß an Ausstattung, welche eine Schule besitzen muss, um NwT anbieten zu können?

Die Ausstattungen der Schulen haben sich sehr unterschiedlich entwickelt. Je nach inhaltlicher Ausrichtung der Unterrichtseinheiten sind hier z. B. Mikroskope, Koffer für die Bodenanalytik, Experimentiersysteme für Brennstoffzellen, Windkraft oder Photovoltaik ebenso zu nennen wie Messwerterfassungssysteme, Mikrocontroller, Automatisierungssysteme oder auch CAD-CAM-Systeme. Ein Blick in die Anhörungsfassung des Bildungsplanes 2016 lässt vermuten, dass diese Frage künftig präziser beantwortet werden kann. Inhalte wie Verfahrenstechnik, Technische Informatik, Elektronik oder auch die Konstruktion und Fertigung von Funktionsmodellen werden darin explizit genannt.

Wie schulen Sie die Lehrkräfte und Anwärter bezüglich der Sicherheit im NwT-Unterricht?

Am Seminar Tübingen finden die Sicherheitseinweisungen für die Lehramtsanwärter gleich zu Beginn der Ausbildung statt. Ein Bestandteil ist eine achtstündige Sicherheitseinweisung in den Fächern Physik, Chemie, Biologie und Geographie, welche alle Naturwissenschaftlerinnen und Naturwissenschaftler durchlaufen. Der zweite große Teil ist die Techniksicherheitseinweisung: In weiteren acht Stunden erfahren die Referendarinnen und Referendare hier alles Wichtige zu Ausstattung und Verhalten im handwerklich-technischen Fachraum sowie zum fachlichen und didaktischen Umgang mit verschiedenen Werkstoffen, Standardwerkzeugen und Maschinen. Nach Abschluss dieses Teils erhalten die Referendarinnen und Referendare den sogenannten „Kleinen Schulmaschinenschein“, der sie dazu berechtigt, mit Schülerinnen und Schülern im Unterricht mit Maschinen und Werkzeugen zu arbeiten. Auch die Kolleginnen und Kollegen an den Schulen können diese technische Sicherheitseinweisung erhalten. Dazu wird über das Regierungspräsidium ein Technik-Sicherheitsmultiplikator angefordert. Den „Kleinen Schulmaschinenschein“ muss jede Lehrkraft besitzen, die in ihrem Unterricht Maschinen und Werkzeuge einsetzt.

Welche Herausforderungen gab es zu Beginn der Referendarsausbildung für das neue Fach NwT in Baden Württemberg?

Zur Einführung des Faches musste sich das Seminar, genauso wie die Schulen, zuerst orientieren. Die größte Herausforderung bestand darin, eine zielgerichtete und effektive Ausbildung für das neue Fach NwT zu entwickeln. Heute werden in der Zusatzausbildung NwT beispielhafte Unterrichtsprojekte vorgestellt, welche die Referendarinnen und Referendare in die eigenständige Fachsystematik NwT einführen und die Bezüge zu den Naturwissenschaften deutlich machen. Sicherheitsrelevante Punkte können hier im thematischen Kontext besprochen und vor der Umsetzung im eigenen Unterricht geübt werden.

Welche Regeln gelten in Ihrem Unterricht für die Schülerinnen und Schüler bei Experimenten?

In meinem Unterricht, aber auch ganz allgemein gilt: Vor dem Experimentieren bzw. dem Umgang mit Stoffen oder der Arbeit mit Maschinen und Werkzeugen muss eine Gefährdungsbeurteilung (GBU) durchgeführt und ggf. dokumentiert werden. Die zu ergreifenden Sicherheitsmaßnahmen ergeben sich aus dieser GBU, diese sind für Lehrkräfte und Lernende verbindlich. Vor jedem Experiment sowie handwerklich-technischen Arbeiten muss zusätzlich nochmals gezielt auf mögliche Gefährdungen und sicheres Arbeiten hingewiesen werden; dies gilt auch im Umgang mit Tischbohrmaschinen, Lötkolben o. Ä. Eine allgemeine Sicherheitseinweisung muss halbjährlich durchgeführt und dokumentiert werden.

Ann-Kathrin Kummer

Beitrag teilen:

Facebook
Twitter
LinkedIn
Pinterest
XING
WhatsApp
Email

Ähnliche Beiträge

Eine Gruppe von Schülerinnen in weißen Kitteln arbeitet an einem Experiment
16. Juli, 2025
Spaß, Spannung und Aha-Momente – all das kann sich hinter der Tür eines Chemieraumes verbergen. Trotzdem zählt Chemie in Deutschland nicht gerade zu den beliebtesten Schulfächern. Die Gründe dafür sind vielfältig und sicherlich vielen Chemielehrkräften bestens bekannt: komplexe Inhalte, fehlende Begeisterung, dazu kommt der aktuelle Lehrkräftemangel und zunehmender Unterrichtsausfall. Anlass genug, ein bisschen Spiel in die Chemieräume zu bringen – mit einem spannenden Projekt im Escape-Game-Design, das Chemie erlebbar macht.
Behandschuhte Hände mit einer Pipette, die ein Blatt greift
2. Juli, 2025
Jeanny Jaline Jerschow-Schaumann, 27 Jahre alt, liest die Zutatenlisten von Lebensmitteln nicht nur: Sie versteht sie auch. Als Lebensmitteltechnikerin erforscht sie Möglichkeiten, um die Haltbarkeit von Hühnerbrust, Joghurt und Co mithilfe antimikrobieller Peptide zu verlängern. Dabei setzt sie große Hoffnung auf die Larven der Schwarzen Soldatenfliege …
Verschiedene mathematische Formen wie Pyramide und Würfel
25. Juni, 2025
Wenn man einen n-dimensionalen Würfel geeignet zurechtstutzt, nimmt sein dreidimensionaler „Schatten“ bemerkenswerte Formen an. Diese faszinierenden Projektionen geben uns Einblicke in die verborgenen Strukturen höherdimensionaler Räume, die sich unserer direkten Vorstellungskraft entziehen. Doch was genau verbirgt sich hinter diesen rätselhaften Dimensionen? Und wie können wir uns das Unvorstellbare doch ein Stück weit begreifbar machen?
Ein Astronaut fliegt durchs Weltall
Gesponserte Inhalte
18. Juni, 2025
Wenn Raketen ins Weltall starten, Sonden ferne Planeten erreichen oder Astronautinnen und Astronauten von ihrem Leben auf der Internationalen Raumstation (ISS) berichten, sind nicht nur Schülerinnen und Schüler begeistert. Die Raumfahrt verbindet auf einzigartige Weise Abenteuer, Technologie und Wissenschaft. Das Schulmaterial der Deutschen Raumfahrtagentur im DLR und Klett MEX zeigt Ihnen, wie Sie diese Faszination in Ihrem MINT-Unterricht nutzen können.
Gruppe von Schülerinnen, die in der Schule lernen
17. Juni, 2025
Wie sind wir zu den Menschen geworden, die wir heute sind? Wer sind unsere Vorfahren und mit wem sind wir nah verwandt? Die Evolution des Menschen ist ein faszinierendes, aber oft abstraktes Thema im Biologieunterricht. „EvoChange“ macht die Humanevolution greifbar und interaktiv – und hilft Schüler:innen, die Entwicklung des Homo sapiens besser zu verstehen.
Zwei lächelnde Schülerinnen sitzen vor einem Laptop und machen sich manuell Notizen
3. Juni, 2025
Der Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI) eröffnet dem Unterricht, wie wir ihn bisher kannten, völlig neue Möglichkeiten, zum Beispiel durch interaktive Rollenspiele. Anders als bei Rollenspielen mit Mitschüler:innen entstehen im Gespräch mit der KI jedoch echte Dialogsituationen mit offenem Ausgang, da die Lernenden die Reaktionen der KI nicht vorhersehen können. Hier kommt eine Idee, wie ein solches Rollenspiel im Physikunterricht zum Thema Radioaktivität umgesetzt werden kann.
Drei Kinder stehen mit Tablets in den Händen vor einem virtuellen Eisbären
14. Mai, 2025
Die Anwendung „Reise in die Arktis“ von Heartucate bringt Schüler:innen ab der Sekundarstufe I die faszinierende Welt der Klimaforschung näher. Mit Augmented Reality tauchen sie in die raue, eisige Landschaft der Arktis ein, unterstützen Professor Aureus bei wissenschaftlichen Aufgaben und erstellen mit den von ihnen ermittelten Daten gemeinsam einen Klimabericht. Durch praxisnahe Aufgaben und interaktives Lernen fördert das Projekt das Bewusstsein für den Klimawandel und gibt Anregungen, wie jeder einen Beitrag zum Schutz unserer Erde leisten kann.
Schüler:innen bauen gemeinsam mit LEGO SPIKE Prime.
Gesponserte Inhalte
7. Mai, 2025
Stellen Sie sich vor, ein Nashorn rollt durch Ihr Klassenzimmer – nicht aus Fleisch und Blut, sondern aus LEGO®-Steinen gebaut und programmiert von Ihren Schüler:innen. Sie blicken in konzentrierte, faszinierte Gesichter und sehen, wie sich Knoten lösen, die sich im rein theoretischen Unterricht oft nur enger ziehen. Was zunächst vielleicht lediglich spielerisch-niedlich wirkt, wird im MINT-Unterricht zum Aha-Erlebnis, denn wenn Technik begreifbar wird, beginnt echtes Verstehen. Und plötzlich macht Lernen für die Schüler:innen wieder Sinn.
Biene hängt an einer gelben Blüte
6. Mai, 2025
„Alles hängt mit allem zusammen“, erkannte bereits Alexander von Humboldt. In Zeiten der Klimakrise wird deutlich, wie lebenswichtig natürliche Partnerschaften sind, denn: keine Blütenpflanzen ohne Bestäuber, keine Hülsenfrüchte ohne Bakterien. Und damit weniger Stabilität für unsere Ökosysteme und Ernährung. Könnte Gentechnik die Lösung sein? Und falls ja, welches Ausmaß an gentechnischen Eingriffen können wir komplexen Lebensgemeinschaften im Ökosystem zumuten, ohne unsere Lebensgrundlagen zu gefährden?
Junge Frau steht mit Schutzbrille hinter einem elektronischen Robotergreifarm und beobachtet, was passiert
15. April, 2025
Erinnern Sie sich? In einem früheren Onlinebeitrag haben wir auf dem MINT-Zirkel-Blog einen Roboterarm vorgestellt, der ganz einfach aus Pappe, Spritzen, Schläuchen und Büroklammern gebaut werden kann. Der elektronische Robotergreifarm 2.0 stellt eine Weiterentwicklung des damaligen Robotergreifarms vor.
Junge Frau schleift mit einer Maschine einen Holzbalken
9. April, 2025
Nicht nur in den MINT-Berufen, auch in Handwerksberufen fehlt qualifiziertes Personal. In vielen Berufen werden unterschiedliche mathematische Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten genutzt. Am Beispiel des Ausbildungsberufs Zimmerer/Zimmerin wird in diesem Beitrag ausgehend von einer Fachwerkansicht gezeigt, wie sich Lernende typische Fachbegriffe aneignen und daran anschließend typische Rechnungen aus dem Berufsfeld Zimmerer/Zimmerin ausführen.
Schülerin fotografdiert einen Leoparden, was zeigen soll, wie lebensecht die App ist
1. April, 2025
Bereits seit Jahren wird davor gewarnt, dass der Verlust an Biodiversität alarmierende Ausmaße annimmt. Das Bewusstsein für die Wichtigkeit von biologischer Vielfalt und Umweltschutz zu schärfen, ist daher von entscheidender Bedeutung. Wenn wir das Thema in die Klassenzimmer bringen, können wir bereits der nachkommenden Generation zeigen, wie spannend und wertvoll unsere natürliche Welt ist – und dass es in unser aller Händen liegt, sie zu schützen.