Der Anteil von Mädchen im Schulfach Informatik beträgt lediglich 15 Prozent, der Anteil von Frauen in IT-Berufen 16 Prozent. Aber wieso sollten Mädchen und Frauen auf gut bezahlte Berufsbiografien im IT-Bereich verzichten? In einer Handreichung gibt es theoretische Hintergründe und Arbeitshilfen, wie man möglichst viele Mädchen für die Beschäftigung mit IT-Themen begeistern kann.
Ein Beitrag von Clemens Sarholz
Das Projekt
An acht Schulen wurden über 250 Mädchen der Klassenstufen 6 bis 9 erreicht, die im Vorfeld wenig oder gar keine Grundkenntnisse oder Erfahrungen mit dem Programmieren hatten. Angeboten wurden Themenmodule aus den Bereichen Kommunikation und Social Media, Kreativität, Coden und Technik mit einer Dauer von einer bis drei Doppelstunden, um die Vielfalt von IT-Anwendungen aufzuzeigen. In Unterrichtsmaterialien und Tutorials aufbereitet, können diese erfolgreich erprobten Workshopkonzepte für die Unterrichtspraxis genutzt werden.
Vielfältige Themen
Eine Arbeitshilfe beschäftigt sich z. B. damit, wie man einen Schulblog erstellt. Wie kann man ein Content-Management-System als „Website-Baukasten“ nutzen? Wie können Beiträge adressatengerecht formuliert werden, und was muss man über Bildrechte und Lizenzgebühren wissen, wenn man die Website mit Bildern illustrieren will? Mit der Arbeitshilfe eines anderen Moduls lernen die Schülerinnen, wie man einen eigenen Song produziert: von der Aufnahme über die Bearbeitung bis hin zum fertigen Riff mit Schlagzeugrhythmus, Basslinie und Harmoniebegleitung. Natürlich steht in jeder Arbeitshilfe auch, welches Material gebraucht wird und ob es vielleicht Vorkenntnisse der Lehrkraft braucht. Nicht der Mangel an Kompetenzen, sondern ein verqueres Bild von IT-Berufen führt dazu, dass Mädchen sich von der Beschäftigung mit IT abwenden. Wird Informatik interaktiv, prozessorientiert, kooperativ und kreativ vermittelt, sind die Mädchen begeistert bei der Sache. Es ist längst überfällig, dass ernstzunehmende Versuche unternommen werden, junge Frauen zur Mitgestaltung der Informatik zu bewegen – schließlich sind Algorithmen und künstliche Intelligenz nicht auf ein Geschlecht festgelegt. Durch ihre Dynamik können sie aber stereotype Zuschreibungen rasend schnell vervielfältigen. Hier müssen Frauen in verantwortlichen Positionen mitarbeiten, um für die Mensch-Maschine-Kommunikation die richtigen Weichen zu stellen. Um die in der Modellphase entwickelten Konzepte nachhaltig zu etablieren und weiterzuverbreiten, werden die Girls’ Digital Camps vom Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau Baden-Württemberg weiterhin gefördert. Von Januar 2021 bis Ende 2023 werden sie breitenwirksam auf alle zwölf Wirtschaftsregionen in Baden-Württemberg ausgerollt und fest in der Bildungslandschaft implementiert.