Plastik dominiert unseren Alltag. Mit Zerfallszeiten von 450 Jahren und mehr bedroht unser Konsum nicht nur uns und unsere Umwelt, sondern auch zukünftige Generationen. Die Einbindung der Thematik in den Schulunterricht und insbesondere in die MINT-Fächer kann zur Lösung des Problems beitragen. Der Bundesverband Meeresmüll stellt hierfür seit März 2020 eine Materialsammlung auf seiner Internetseite bereit.
Es ist ein Spitzenplatz, auf den Deutschland alles andere als stolz sein kann. Mit 38 Kilogramm pro Kopf gehört die Bundesrepublik zu den größten Plastikmüll-Verursachern in Europa. Mit dramatischen Folgen für unsere Umwelt – und uns Menschen. Besonders im Meer ist Kunststoff eine tödliche Gefahr für viele Lebewesen, die die Partikel als Nahrung aufnehmen. Mikroplastik dringt in die Nahrungsketten ein und wurde sogar schon im Blut von Menschen nachgewiesen.
Unterrichtsmaterialien zum Thema
Es ist also Zeit, aufzuklären und gegenzusteuern, insbesondere auch im Unterricht. Zwar gibt es zahlreiche Unterrichtsmaterialien zum Thema Umweltschutz und Nachhaltigkeit, aber bisher existiert keine eingängige zentrale Stelle, wo Lehrerinnen und Lehrer Unterrichtsmaterialien zur Plastikproblematik finden können. Hier setzt das Projekt des in Hamburg ansässigen Bundesverbandes Meeresmüll (BVMM) an, der sich 2014 auf Wunsch der Vereinten Nationen (ENAP) gegründet hat. Mittelfristig sollen alle im deutschsprachigen Raum verfügbaren Lehr- und Lernmaterialien rund um das Thema Plastik- und Meeresmüll auf dem Portal gebündelt werden.
Beispiel: PlasticSchool
Ein gutes Beispiel dafür sind die Arbeitsblätter und Lehrerinformationen des Projekts PlasticSchool (www.plasticschool.de), die von Meeresforscherinnen und -forschern sowie Museumspädagoginnen und -pädagogen für vier Schulstufen entwickelt wurden. Sie eignen sich besonders für die Anwendung in den Fächern Chemie, Biologie sowie Physik und können direkt in den Unterricht eingebunden werden. Sie bieten Informationen und Anleitungen zu spannenden Experimenten und vermitteln dabei wichtige naturwissenschaftliche Konzepte und Kompetenzen. In der Sekundarstufe I können Schülerinnen und Schüler zum Beispiel mithilfe von Filtermethoden und Mikroskopie untersuchen, wie viel Mikroplastik in einer Kosmetikprobe ist. Und Untersuchungen zu Sink- und Schwimmverhalten von Kunststoffen machen sie mit der physikalischen Größe Dichte vertraut und damit, welchen Einfluss die Dichte auf die Verteilung von Meeresmüll in der Wassersäule und am Meeresgrund hat. Die MINT-Fächer bieten die Gelegenheit, den Werkstoff Kunststoff mit seinen besonderen Eigenheiten zu untersuchen und Einflüsse auf die Ökosysteme zu problematisieren. PlasticSchool stellt für jede Altersgruppe Informationen für die Lehrkräfte sowie Arbeits- und Lösungsblätter zur Verfügung. Das Ozeaneum Stralsund entwickelte die Materialien für die Klassenstufen 3 bis 6, das Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde konzentrierte sich auf die Entwicklung der Materialien für die Klassenstufen 7 bis 12.
Qualität durch Expertennetzwerk
Alle Unterrichtsmaterialien, die per Link über die Onlineplattform des Bundesverbandes Meeresmüll zur Verfügung gestellt werden, sind gesichtet und nach Altersgruppen, Themenschwerpunkten und Fachbezug kategorisiert. Dabei greift der Bundesverband Meeresmüll auf ein Netzwerk von Expertinnen und Experten zurück. Ziel ist, es allen Lehrerinnen und Lehrern so einfach wie möglich zu machen, das Thema Plastik und Meeresmüll in all seinen Facetten im Unterricht aufzugreifen. Dafür werden die Materialien in einem übersichtlichen Online-Baukastensystem systematisiert. Lehrerinnen und Lehrer können sich so zum gewählten Thema und entsprechend dem Wissenstand und Alter ihrer Schülerinnen und Schüler das Unterrichtsmaterial passgenau und individuell zusammenstellen. Die Lehrmittelsammlung steht ab März 2020 über die Seite des Bundesverbandes Meeresmüll frei zur Verfügung: www.bundesverbandmeeresmuell.de/bildungsmaterialien.
Carla Wichmann
Weitere Informationen:
Der Bundesverband Meeresmüll ist ein Zusammenschluss von Privatpersonen, Unternehmen, Organisationen, Forschungseinrichtungen und Vereinen, die sich im Kampf gegen die Meeresverschmutzung zusammengetan haben: www.bundesverband-meeresmuell.de