Immer wieder hört man, dass ja dieses oder jenes an der Schule möglich wäre, wenn nur genug Geld da wäre. Wie soll man beispielsweise Anschaffungen für MINT-Experimente finanzieren, die über die Schulausstattung hinausgehen? Wie kann die Fahrt zum Science Center finanziert werden? Wie können die Reisekosten für eine Referentin oder einen Referenten finanziert werden – oder auch das Honorar?
MINT ist in aller Munde, wenn es um Nachwuchs für Studienfächer, duale Studiengänge, Ausbildung oder auch die Grundbildung im Sinne einer Scientific Literacy geht. Immer wieder hört man vom Fachkräftemangel, dem man mit einer guten, pfiffigen Schulorientierung auf MINT-Berufe hin begegnen kann. Und wenn unsere Schülerinnen und Schüler auch keinen MINT-Beruf ergreifen, dann sollen sie zu den Themen doch eine Aufgeschlossenheit haben und ein gewisses Grundverständnis, da sie sonst an gesellschaftlich relevanten Diskussionen gar nicht teilhaben können.
Wie kann die Finanzierung gelingen?
Während wir uns an den Universitäten schon längst an das Einwerben von Drittmitteln gewöhnt haben, die unsere oft sehr schmale Grundausstattung erhöhen, ist diese Praxis in Schulen noch nicht weit verbreitet. Im Prinzip ist dafür auch gar keine Zeit eingeplant, und für Anfängerinnen und Anfänger ist es oft auch enttäuschend, Absagen zu erhalten. Erst nach einiger Zeit hat man den Bogen raus, weiß, was man schreiben muss und hat den quasi sportlichen Ehrgeiz: nach der Ablehnung ist vor dem nächsten Antrag.
Dieser Artikel möchte Mut machen und auf einige Quellen hinweisen, die Schulen haben und die (noch) zu wenig genutzt werden. Aus eigener Gutachtertätigkeit weiß ich, dass nicht alle Quellen ausgeschöpft werden und das pfiffige Anträge mit kreativen Ideen immer eine Chance haben, gefördert zu werden.
Wie fängt man an?
Am einfachsten ist es natürlich, wenn man jemanden kennt, der/die schon Erfahrungen im Antragstellen hat. Kleine Zuschüsse kann man sicher vom Elternverein erwarten (ähnlich wie Sport- oder Theateraktivitäten der Schule), und bei den Eltern ist vielleicht auch der eine oder die andere, um bei der Suche nach Sponsoren zu helfen kann. Ich habe gute Erfahrungen damit gemacht, begabte Schülerinnen und Schüler mit einer Internet-Recherche zu beauftragen. Und besonders schön ist es natürlich, wenn man eine gewisse MINT-Kultur an der Schule schaffen kann, die sich z. B. in jährlichen MINT-Tagen verwirklicht, analog zu oder auch in Kombination mit den Theaterprojekten, Sportfesten, Musikaufführungen oder anderen Jahresfeiern der Schule. Dies ist ein längerfristiges Vorhaben, das von Schulleitung und Elternschaft unterstützt werden muss. Auch hierfür möchte ich Mut machen.
Praktische Beispiele
Da es Firmen wichtig ist, Nachwuchs zu bekommen, unterstützen viele Firmen oder auch ihre Stiftungen MINT-Aktivitäten in Schulen. Einige Stiftungen, die überregional tätig sind, haben die MINT-Förderung generell als Ziel (z. B. MINT Zukunft schaffen). Zu nennen wären hier u. a.
- Bayer Schulförderung
- Merck Schulförderung
- Fonds der Chemischen Industrie
- VDI Technikfonds
Und: Denken Sie an die vielen Firmen in der Nachbarschaft Ihrer Schule, z. B. lokale Energieversorger, Stadtwerke, Produktionsfirmen, die sicher alle guten Nachwuchs suchen.
Förderung durch Zusammenarbeit
In der Regel ist es einfacher, mit Experten zusammenzuarbeiten, die sich in der Antragsstellung auskennen oder die wissen, dass sich die Zusammenarbeit mit Schulen lohnt. Hierfür empfiehlt sich der Blick in die Region, der erleichtert wird durch den MINT-Atlas. Wenn Sie einen Kontakt zu einer Hochschule haben, sollten Sie diesen auf jeden Fall nutzen, denn dort liegen sicher Erfahrungen in der Antragstellung. Sollten Sie schon bei jugend forscht mitmachen, kennen Sie sicher auch schon die Firmen der Region.
Wenn Ihre Schule Mitglied ist in einem der verschiedenen MINT-Netzwerke, wie beispielsweise MINT Zukunft schaffen oder dem MINT-EC, dann haben Sie hierüber Unterstützung bei der Suche nach Sponsoren, Kooperationspartnern, Nachbarunternehmen und weiteren Förderern. Häufig haben auch die Bildungsadministration, also das Schulamt, die Kreisverwaltung oder die Stadt bereits MINT-Angebote, die sie ebenfalls über solche Netzwerke erreichen.
Schließlich sind auch viele Förderungen möglich in einer internationalen Zusammenarbeit. Auf die Antragsmöglichkeiten von Erasmus+, dem Förderprogramm der Europäischen Union, sei hier verwiesen. Im Rahmen von Austauschprogrammen ist zwar kein direkter finanzieller Zuschuss enthalten, der persönliche Kontakt kann jedoch weitere Fördermöglichkeiten erschließen oder auch eine gute Voraussetzung für die Antragstellung bei nationalen MINT-Programmen sein.
Was kann man erwarten?
Bei der Antragstellung folgt man natürlich den Vorgaben der Förderer, auch was die Höhe der Förderung betrifft. Manchmal wird dort die Fördersumme angegeben, in vielen Fällen jedoch lohnt sich ein Vorgespräch. Wir haben Zuschüsse zwischen 500 Euro für ein Science Camp mit geflüchteten Jugendlichen und mehreren Tausend Euro für ähnliche Aktivitäten im gesamten Bundesland bekommen. Eine Schule in unserer Nachbarschaft konnte durch Unterstützung eines Unternehmens ihr gesamtes Umweltlabor neu einrichten.
Auf jeden Fall jedoch bekommt man Kontakt zu interessanten Menschen, die den Blick über den Horizont erweitern helfen. Diese Menschen in den Förderorganisationen geben wichtige Hinweise, Kooperationspartner in der Region helfen auch in anderen Belangen, und das schulische Team aus Fachkolleginnen und -kollegen, Schülerinnen und Schülern und Eltern ist auf jeden Fall eine Bereicherung für die MINT-Aktivitäten der Schule. Und nicht vergessen: nach dem Antrag ist vor dem Antrag!
Weitere Informationen
Prof Dr. Martin Lindner ist Professor für Didaktik der Biologie und Leiter der Didaktik der Geographie an
der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Sein besonderes Anliegen ist es, eine neue Kultur des Unterrichts sowohl in den Schulen als auch in der universitären Ausbildung der Lehrkräfte in den MINT-Fächern zu integrieren.