Skip to content

Mit Freude an einer gemeinsamen Herausforderung arbeiten – Erfahrungen einer Lehrerin mit dem Bundeswettbewerb Finanzen

Inge Bongart unterrichtet Mathematik sowie Wirtschaft und Recht und ist Mitglied der Schulleitung am Gymnasium Oberhaching. Neben der Projektleitung des rechtlich selbstständigen Schülerunternehmens mathe macchiato beteiligt sie sich seit 2015 mehrfach erfolgreich mit ihren Schülerinnen und Schülern am Bundeswettbewerb Finanzen. Uns hat daher im Gespräch besonders interessiert, was für sie persönlich das Besondere an dem Wettbewerb ist. Warum sollte man teilnehmen, was als Lehrkraft bedenken?

Aktuell werden sehr viele Wettbewerbe für Schülerinnen und Schüler angeboten. Wie kamen Sie auf die Idee, am Bundeswettbewerb Finanzen teilzunehmen?

Inge Bongart: Durch die attraktiven Aufgabenstellungen wurde ich auf den Wettbewerb aufmerksam, z. B. die Planung einer Smoothie-Bar für ein Sommerfest oder die Planung einer 5-tägigen thematischen Projektfahrt. Zudem stellte er meine Schülerinnen und Schüler vor besondere Herausforderungen: z. B. das Drehen eines Videos inkl. eines Werbespots oder die Erstellung einer ausführlichen Kostenkalkulation. Aus meiner Sicht bekommen die Schülerinnen und Schüler bei der Teilnahme am Wettbewerb eine gute Chance, ökonomische Zusammenhänge, unternehmerisches Denken, Handlungsorientierung und Spaß am Thema Wirtschaft auf spannende Art und Weise kennenzulernen und sich unter Beweis zu stellen.

Ist es schwierig, die Schülerinnen und Schüler zur Teilnahme zu motivieren?

Im Rahmen des Begabungsstützpunktes an unserer Schule habe ich die Teilnahme am Bundeswettbewerb Finanzen in den Schuljahren 2015/16 und 2016/17 – als eines unter mehreren Modulen – angeboten. Die Schülerinnen und Schüler haben sich freiwillig für die Herausforderungen des Wettbewerbs entschieden. Bei den bisherigen Teilnahmen fand sich dann jeweils eine 4- bis 5-köpfige Schülergruppe der Jahrgangsstufen 7 bis 9, die sich erst untereinander und dann die unterschiedlichen Fähig- und Fertigkeiten kennenlernen musste. Stets aber waren die Freude, gemeinsam an einer spannenden Herausforderung zu arbeiten, die Einhaltung des Abgabeschlusses und das mögliche Berlin-Finale die große Motivation.

Wie erleben Sie ganz persönlich das Engagement der Schülerinnen und Schüler?

Nachdem sich die Schülergruppen als Team gefunden hatten, die Rollen und Aufgaben nach Interessen und Fähigkeiten verteilt und Kommunikationswege und Termine abgesprochen wurden, hatte jede Schülerin und jeder Schüler seinen Bereich und somit Verantwortung für das Ganze. Bei den regelmäßigen Treffen wurden die Teilbeiträge vorgestellt diskutiert, verbessert, gesammelt und die nächsten Schritte gemeinsam abgesprochen. Die gute Stimmung bei den Treffen, das faire Teamverhalten, die kreativen Beiträge und das gemeinsame Ziel machten allen Beteiligten viel Freude.

Welche Feedbacks erhalten Sie von den Kindern und Jugendlichen?

Wir sind während des Wettbewerbs, in der Vorrunde bei der Erstellung der geforderten Beiträge, nach der freudigen Nominierung und dann auch im Finale in Berlin, das so erfolg- und erlebnisreich für uns Oberhachinger endete, ein zusammengeschworenes Team geworden. Die Schülerinnen und Schüler – und auch deren Eltern, die bei der Preisverleihung in Berlin teilweise mit dabei waren(!) – sind sehr dankbar, solch wertvolle Erfahrungen mit solchem Spaß und Erfolg gemacht zu haben. Überhaupt wird das freiwillige, zusätzliche Engagement von vielen Seiten unterstützt. Alle sehen, mit wie viel Elan und Freude die Kinder bei der Sache sind und was dabei Tolles herauskommen kann – das sind Erfahrungen fürs Leben!

Was raten Sie Lehrerinnen und Lehrer? Was sind Erfolgsfaktoren, wo liegen die Stolpersteine auf dem Weg zum Finale nach Berlin?

Eine Wettbewerbsteilnahme (Planung, Organisation, Koordination, Durchführung – und dann glücklicherweise – auch die Reise nach Berlin zur Teilnahme an der Finalrunde) erfordert viel Zeit und zusätzliches Engagement der Lehrkräfte. Aber die meist positiven Erfahrungen, die Chance mal wieder was Neues auszuprobieren, über den Tellerrand zu schauen, und dann natürlich auch die Wettbewerbserfolge, eröffnen neue Erfahrungen im Berufsalltag und tragen für mich sehr zur Freude, Motivation und Arbeitszufriedenheit im Lehrerberuf bei.

Was ist für Sie das Besondere an dem Bundeswettbewerb Finanzen?

Wie bereits erwähnt, hatten mich die attraktiven, handlungsorientierten, realitätsnahen Aufgabenstellungen sehr überzeugt. Sehr interessant und bereichernd ist natürlich auch die Finalrunde in Berlin. Hier werden ca. 50 nominierte Mädchen und Jungen aus verschiedenen Klassenstufen aus ganz Deutschland in neue Teams aufgeteilt und müssen gemeinsam ein 2-tägiges Wirtschaftsplanspiel durchlaufen, an dessen Ende die Ergebnisse einer unabhängigen Jury präsentiert werden müssen. Das ist eine tolle Herausforderung für die Schülerinnen und Schüler.

Wenn Sie zurückschauen, was war bisher Ihr persönlich schönstes Erlebnis?

Natürlich das erfolgreiche Abschneiden unserer Schülerinnen und Schüler aus Oberhaching. Zwei Bundessiegerinnen in der Finalrunde und einige Zweit- und Drittplatzierungen machen mich glücklich, dankbar und stolz. Aber mit am meisten freut mich, dass „unsere“ Leonie (Bundessiegerin 15/16 und damit Junior-Jury-Mitglied beim darauffolgenden Wettbewerb) ab 2018 festes Jurymitglied sein wird.

Was erhoffen Sie sich in den nächsten Jahren vom Bundeswettbewerb Finanzen?

Ich wünsche mir weitere realitätsnahe, attraktive Aufgabenstellungen, mit denen viele Schülerinnen und Schüler sowie Lehrkräfte dazu angeregt werden können, an diesem großartigen Wettbewerb teilzunehmen und damit wertvolle Erfahrungen und Begeisterung für das spannende und vielfältige Thema Wirtschaft erleben.

Zu guter Letzt: Das Thema „Ökonomische Bildung“ ist aktuell in aller Munde. Werden die Schülerinnen und Schüler gut auf die ökonomischen Herausforderungen vorbereitet?

Erfreulicherweise ist das Fach Wirtschaft und Recht im Fächerkanon des Gymnasiums in Bayern ab Jahrgangsstufe 9 jeweils zweistündig fest verankert. Hier werden betriebs-, volkswirtschaftliche und rechtliche Inhalte vermittelt, die unseren Schülerinnen und Schülern einen Grundstock an ökonomischer Bildung mit vielen aktuellen Bezügen bieten. Aber natürlich wären Themen wie Verbraucherbildung schon in früheren Jahrgangsstufen wichtige Bausteine für eine fundierte ökonomische Grundbildung. Hier können Wettbewerbe, Arbeitsgemeinschaften, Wahlunterricht, Schülerfirmen, Exkursionen und Unterrichtsbezüge auch in anderen Fächern zur Erziehung zum kritischen Verbraucher und mündigen Teilnehmer im täglichen Wirtschaftsgeschehen beitragen.

Beitrag teilen:

Facebook
Twitter
LinkedIn
Pinterest
XING
WhatsApp
Email

Ähnliche Beiträge

Version 1 (3)
11. April, 2024
Informatik ist überall, nur nicht im Unterricht – obwohl die Kultusministerkonferenz das Gegenteil empfiehlt. Immerhin surft jedes zweite Kind zwischen sechs und 13 Jahren allein im Netz. Wieso Lehrkräfte nicht auf die Politik warten müssen und schon heute tollen Informatikunterricht ohne Computer machen können, lesen Sie hier.
Header_MZ Blogbeitrag_04-2023 (1)
20. Dezember, 2023
Jugend forscht, Jugend debattiert, Mathematik- Olympiade oder Jugend musiziert – Schülerwettbewerbe prägen bereits seit Jahrzehnten den Unterrichtsalltag vieler Schüler*innen. Dies gilt auch und in besonderem Maße für den Bereich der ökonomischen Bildung.
Header_Entdeckt_02-2023 (17)
21. November, 2023
„Wir suchen die Forscher von morgen!“ – Das Motto, unter dem die Zeitschrift stern 1965 zur ersten Runde von Jugend forscht aufrief, hat nichts von seiner Aktualität verloren. Der Bedarf an naturwissenschaftlich-technischen Spitzenkräften ist in Deutschland unvermindert hoch. Angesichts des zunehmenden globalen Wettbewerbs wird sich der hierzulande bereits bestehende Fachkräftemangel sogar noch verschärfen. Vor diesem Hintergrund leistet Jugend forscht einen wichtigen Beitrag, um die jungen Talente zu finden und zu fördern, die wir in Wirtschaft und Wissenschaft dringend benötigen.
durchblickt-Fortbildung-KlettMint-Header-Blog
Gesponserte Inhalte
25. Mai, 2023
DURCHBLICKT! unterstützt Lehrerinnen und Lehrer dabei, mehr digitale Gesundheitskompetenz und einen sicheren Umgang mit digitalen Medien in den Unterricht zu integrieren. Auf dieser Grundlage fördern sie künftige Generationen selbstbestimmt und mit den Möglichkeiten der digitalen Welt über die eigene Gesundheit zu entscheiden. Neben direkt einsatzbereiten Unterrichtsmaterialien gibt es jetzt auch exklusive Live-Fortbildungen vor Ort! Jetzt mehr erfahren und anmelden!
coding-1853305_960_720
3. April, 2023
Vor zehn Jahren gründete ein französischer Tech-Milliardär die Programmierschule 42 – ohne Lehrkräfte, Noten und Stundenpläne: 42 Heilbronn. Mittlerweile gibt es 15.000 Studierende weltweit. Ein Besuch an einem deutschen Standort.
Makespacer_03
13. März, 2023
Die „Flurschule“ oder „Industrieschule“ prägt noch heute unsere Grundrisse im Bildungsbau. Dieses letztlich 200 Jahre alte Konzept stammt allerdings aus der Zeit der Industrialisierung: Gleichförmige Tätigkeiten an gleichförmigen Arbeitsplätzen verlangten nach gleichförmigen Arbeitskräften, die eine entsprechend organisierte Schule „produzieren“ und „liefern“ sollte.
shaking-hands-3091906_960_720
27. Februar, 2023
Zahlreiche Unternehmen sind regelmäßig auf der Suche nach Fachkräftenachwuchs. Dabei geht es den Betrieben nicht nur darum, junge Menschen, die unmittelbar vor dem Schulabschluss stehen, auf sich aufmerksam zu machen. Vielmehr sind Firmen bereit, Jugendliche frühzeitig über die Vielfalt der Berufe und Karrieremöglichkeiten zu informieren. Sie als Lehrkraft können dieses Engagement für Ihre eigenen schulischen Berufsorientierungsmaßnahmen nutzen. Das wissen auch WorldSkills Germany, anerkannte Bildungsorganisation für berufliche Wettbewerbe, und Sascha Bohn, Berater von Unternehmen im Bereich des Azubimarketings.
Beitragsbild_MZ-01-23_WAT-AWT
16. Februar, 2023
In der Theorie klingt es erst mal pädagogisch und didaktisch verlockend: Umfassend ausgebildete Lehrkräfte verharren nicht stur in ihren fachlichen Grenzen, sondern unterrichten Phänomene in ihren mannigfaltigen Zusammenhängen. So erwerben Schüler*innen die Möglichkeit, Sachverhalte umfassend aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten und ihnen kompetent zu begegnen. Im Hinblick auf eine vollgestopfte Stundentafel scheint dies auch zeitlich effizient: Warum verschiedene Fächer aufwenden, wenn man drei oder vier Bildungsanliegen in einem zweistündigen Fach unterbringen kann?
LMS_DID_2023_Allg_Blog_MINT-Zirkel_1920_1280px
Gesponserte Inhalte
27. Januar, 2023
Vom 7. bis 11. März 2023 findet mit der didacta – die Bildungsmesse wieder eines der bekanntesten und größten Bildungsevents in Stuttgart statt. Verteilt auf fünf Hallen bietet die Bildungsbranche den BesucherInnen einen umfassenden Einblick in die neuesten Entwicklungen und Angebote von morgen.
Hands_202301
27. Januar, 2023
Die sexuelle Bildung wird an den Schulen oft ausschließlich in der Biologie verortet. Dabei ist die Erkenntnis, zu Sex gehöre mehr als Hormonausschüttungen und Genweitergabe, wahrlich nicht neu. Ein klares Zeichen dafür, dass es die der modernen Sexualpädagogik zugrunde liegende Interdisziplinarität noch nicht in die Klassenräume geschafft hat. Warum das einem bestmöglichen schulischen Aufklärungserlebnis im Wege steht und mit welchen Mitteln Lehrkräfte einen holistischen Ansatz an der eigenen Schule implementieren können, untersucht KNOWBODY.
Die richtige Technik für mehr Messkompetenz Conrad
Gesponserte Inhalte
9. Dezember, 2022
Für die Vermittlung naturwissenschaftlicher und technischer Inhalte in der schulischen und beruflichen Bildung sind gut ausgestattete Fachräume und funktionales Equipment wichtige Voraussetzungen. Relevant ist unter anderem das Erlernen verschiedener Messtechniken und das kompetente Beurteilen der Ergebnisse. Die Beschaffung passender Messtechnik ermöglicht die Conrad Sourcing Platform.
Blogbeitrag_Eine-Reise-durch-die-Zeit_Header
2. Dezember, 2022
Die ersten Passagiere im Luftraum waren keine Menschen, sondern ein Hammel, ein Hahn und eine Ente. Außerdem war nicht nur Christoph Kolumbus ein großer Abenteurer in der Geschichte der Menschheit; da gab es beispielsweise noch Ferdinand Magellan, nach dem sogar ein Teleskop und zwei Galaxien benannt worden sind. Es sind solche Anekdoten, mit denen die zwei Bücher von Volker Kratzenberg-Annies gespickt sind – und die sie so lesenswer machen.