Das Heinz Nixdorf MuseumsForum (HNF) in Paderborn ist nicht nur das weltgrößte Computermuseum, sondern vor allem auch ein lebendiger Lernort für Schülerinnen und Schüler. Mit welchen Fragestellungen können Schulklassen nach Paderborn kommen?
Das Heinz Nixdorf MuseumsForum bietet mehr als nur die spannende Darstellung von 5.000 Jahren Informationstechnik. Es vereinigt die Dimension eines Museums mit den aktuellen Themen eines Forums. Es fördert mit Ausstellungen und Veranstaltungen die Orientierung und Bildung des Menschen in der modernen Informationsgesellschaft. Im vergangenen Jahr feierte es sein 20-jähriges Jubiläum. Besonders interessant: Schulklassen können nach vorheriger Anmeldung das Museum kostenlos besuchen.
Eine Zeitreise von 5000 vor Christus bis ins 21. Jahrhundert
Die Dauerausstellung des Museums umfasst 6.000 Quadratmeter. Damit ist es vom Guinness-Buch der Rekorde als weltgrößtes Computermuseum ausgezeichnet worden. Doch präsentiert das Museum erheblich mehr als die Genese des Computers. Startpunkt der interaktiven und abwechslungsreichen Zeitreise ist die Entstehung von Zahl und Schrift in Mesopotamien vor 5.000 Jahren. Es folgen die Kulturgeschichte des Schreibens, Rechnens und Zeichnens. Schreib- und Rechenmaschinen sind ebenso zu erleben wie Lochkartenanlagen, Bauteile der ersten Computer, über 700 Taschenrechner und die ersten PCs. Ausprobieren und Anfassen stehen im Mittelpunkt des Erlebnismuseums. Die Schülerinnen und Schüler können Telefone aus alten Zeiten benutzen, neue wie auch historische Computerspiele erproben oder sich mit dem virtuellen Wesen Max unterhalten.

© Jan Braun/HNF
Zu den Höhepunkten zählen der funktionstüchtige Nachbau der Leibniz-Rechenmaschine, der legendäre Schachtürke, ein Thomas-Arithmomètre von 1850, eine Jacquard-Maschine mit Lochkartensteuerung, Komponenten des ersten raumgroßen elektronischen Computers ENIAC, der Bordrechner der Gemini-Raumkapsel und der äußerst seltene Apple 1.
Die Zeitreise endet im 21. Jahrhundert bei aktuellen Themen wie Robotik und Künstlicher Intelligenz, mobiler Kommunikation und Digitalisierung. Für die Schülerinnen und Schüler ist es spannend, wie früher die Eltern Pong und Pac-Man zu spielen oder sich von den Robotern PETER und PETRA zu ausgewählten Ausstellungsbereichen führen zu lassen. Der schauspielernde Roboter RoboThespian stellt berühmte Spielfilmszenen nach oder imitiert die Bewegungen seines Gegenübers.
Das CodeLab ist ein neuer Bereich, in dem das Programmieren spielerisch erlebbar wird. Besonders anschaulich wird das anhand eines Balletts von 49 Winkekatzen, die sich mit den Grundprinzipien des Programmierens in Bewegung setzen lassen.
Die ebenfalls neue Smart World zeigt anschaulich, wie bereits heute unser Alltag durch das Internet und Sensoren beeinflusst wird. Ebenso informativ wie spielerisch geht es um die vernetzte Mobilität, die Arbeitswelt von morgen, die Vermischung von realer und digitaler Realität und das vermessene Ich.
Angebote für Schulklassen
Die klassische Form für Schulklassen, sich das Museum zu erschließen, ist eine Führung. Neben einer allgemeinen einstündigen Führung durch die gesamte Dauerausstellung bietet das HNF neun spezielle Themenführungen an. So ist es möglich, den Fokus auf Frauenarbeit in der Informationstechnik, die Welt der Codes und Chiffren, die Geschichte des Schreibens oder die unterschiedlichen Aspekte der Informatik zu legen. Alle Programme der Museumspädagogik beziehen sich auf die Dauerausstellung oder die jeweils aktuelle Sonderausstellung. „Wunderbare Mathematik“ ist ein Kurs überschrieben, in dem die Teilnehmer im Alter von acht bis zwölf Jahren auf spielerische Art und Weise etwas über geometrische Körper oder Exponentialfunktionen lernen. Der „Schnupperkurs Robotik“ bietet erste Programmiererfahrungen. Insgesamt stehen 18 unterschiedliche Kurse zur Auswahl.
Schülerlabor coolMINT.paderborn
Seit sechs Jahren betreibt das HNF zusammen mit der Universität Paderborn das zdi-Schülerlabor coolMINT.paderborn, das mit rund 4.000 Gästen pro Jahr sehr beliebt ist.

© Jan Braun/HNF
Das Schülerlabor bietet Wissensvermittlung mit der Methode des forschenden Lernens und stellt dafür eine geeignete Lernumgebung zur Verfügung. Es erweitert den Unterricht an der Schule um neue, motivierende Lernräume unter Berücksichtigung der Schulcurricula und der aktuell geforderten Kompetenzorientierung. Ob die Module sich der intuitiven Steuerung von Prothesen oder der chemischen Analyse von Lebensmittelfarben widmen, oder ob sie sich mit Radioaktivität, erneuerbaren Energien oder der Steuerung des Straßenverkehrs auseinandersetzen, immer sollen die Schülerinnen und Schüler selbst Fragen stellen, experimentieren und eigene Lösungen finden.
Das Schülerlabor richtet sich an alle Jahrgangsstufen und bietet die Möglichkeit, über einen halben Tag konzentriert an einem Thema zu arbeiten. Zurzeit sind 26 unterschiedliche Module im Angebot, die sechs Fachgebieten (Mathematik, Chemie, Physik, Informatik, Sachunterricht, Technik-Elektrotechnik und Maschinenbau) zugeordnet sind.
Spurensuche wird gefördert
Das HNF geht auf den deutschen Computerunternehmer Heinz Nixdorf (1925–1986) zurück. Sein Leben und Werk stehen im Mittelpunkt eines speziellen Angebotes für Schulklassen, das die beiden Leidenschaften von Heinz Nixdorf miteinander verbindet: Computer und Sport. Dabei lernen die Schülerinnen und Schüler Heinz Nixdorf als Wegbereiter der Informationsgesellschaft und als Sportförderer kennen. Auf Initiative der Heinz Nixdorf Stiftung bieten das HNF und der Ahorn-Sportpark diese besondere Spurensuche an. Schulklassen ab der Jahrgangstufe vier und Kurse aller Schulformen sind dazu eingeladen. Das Besondere: Die Heinz Nixdorf Stiftung unterstützt jede teilnehmende Klasse dieses Programms mit einem einmaligen Kostenzuschuss in Höhe von zwei Dritteln der entstehende Reise- und Programmkosten bis zu maximal 500 Euro. Die Spurensuche vor Ort setzt sich zusammen aus einer einstündigen Führung im HNF mit Schwerpunkt auf Leben und Wirken Heinz Nixdorfs und einem 90-minütigen Sportangebot im Ahorn-Sportpark. Die Inhalte der Führung und des Sportangebots sind auf das Alter der Schülerinnen und Schüler abgestimmt und werden fachkundig geleitet.
Aktuelle Sonderausstellungen
Die Angebote des HNF werden immer wieder durch Sonderausstellungen ergänzt, die sich mit unterschiedlichen Aspekten der Informationstechnik befassen, meist interaktiv und sowohl informativ wie unterhaltend. Vom 2. März bis zum 30. Juli ist die Ausstellung „Selbstbestimmt und sicher in der digitalen Welt“ zu sehen. Die Ausstellung zeigt spannende Projekte der IT-Sicherheitsforschung. Wie betrifft IT-Sicherheit unseren Alltag, welche Gefahren drohen und welche Antworten gibt die Forschung? Mit interaktiven Exponaten stellen Forschungsinstitute ihre Ergebnisse vor.
„Damit kannst du rechnen“ heißt die Ausstellung des Mathematikums Gießen, die vom 13. Mai bis 30. Juli zu Gast im HNF ist. Die Ausstellung bietet eine Einführung in die faszinierende Welt der frühen Rechengeräte. Zu sehen sind nicht nur die ersten Rechenmaschinen. Durch interaktive Experimente wird deutlich, wie diese Wunderwerke des menschlichen Geistes funktionierten. Auf einem zehn Meter langen Rechenteppich können die Schülerinnen und Schüler multiplizieren – mit den Füßen! Wie ein mittelalterlicher Rechenmeister fühlen sie sich, wenn sie an einem Rechentisch Aufgaben lösen und durch bunte Lichter lernen, den Abakus zu verstehen.
Andreas Stolte
Informationen

© Jan Braun/HNF
Heinz Nixdorf MuseumsForum
Fürstenallee 7
33102 Paderborn
Telefon 05251/306-600
Telefax 05251/306-609
www.hnf.de
Öffnungszeiten:
Täglich geöffnet außer montags,
dienstags bis freitags 9–18 Uhr
samstags, sonntags 10–18 Uhr
Sonderregelung an Feiertagen
Schülerlabor:
www.coolmint-paderborn.de
Angebote des Schülerlabors:
www.coolmint-paderborn.de/kursangebot.html