Das Deutsche Hygiene-Museum (DHMD) in Dresden entwickelt sich seit langem zu einem spannenden außerschulischen Lernort. Mit welchen Erwartungen können Schülerinnen und Schüler die Ausstellungen im Dresdner Museum besuchen?
Der heute vielleicht etwas irritierende Name „Deutsches Hygiene-Museum“ geht zurück auf die Gründungszeit um 1911. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden unter dem Begriff Hygiene noch zahlreiche Aspekte der Lebenswissenschaften zusammengefasst. Das 1930 am heutigen Standort in Dresden eröffnete Museum hatte das Ziel, der Bevölkerung Wissen über den Körper, über Möglichkeiten der Vermeidung oder Heilung von Krankheiten, über gesunde Lebensweise oder Arbeitsschutz zu vermitteln.
Heute versteht sich das Museum als „Museum vom Menschen“. Wie wollen wir leben – so lautet die Leitfrage, die über allen Ausstellungen und Bildungsangeboten steht. Die Besucherinnen und Besucher sollen zu einer Auseinandersetzung mit der Rolle des Menschen in den modernen Wissenschaften, in Gesellschaft und Kultur angeregt werden. Ein differenziertes Bildungsprogramm für alle Klassenstufen und Schularten knüpft darum an die Lebenswelten von Kindern und Jugendlichen an und lädt sie ein, sich selbst aktiv einzubringen.
Abenteuer Mensch – Die Dauerausstellung
Die Dauerausstellung „Abenteuer Mensch“ nähert sich dem Thema „Mensch“ auf verschiedenen Wegen. Neben medizinethischen Aspekten kommen kulturhistorische, soziologische, aber auch künstlerische Perspektiven zum Tragen. Der Rundgang ist konzipiert als eine Erlebnisreise zum eigenen Körper und zum eigenen Ich, seinen Gedanken und Gefühlen. Auf rund 2.000 Quadratmetern sind über 1.300 eigene Exponate ausgestellt. Daneben sorgen Leihgaben anderer Institutionen, eigens für die Ausstellung entwickelte Medieneinheiten und interaktive Stationen für ein ebenso informatives wie unterhaltsames Museumserlebnis.
Die Abteilung „Der Gläserne Mensch“ zeigt neben der Geschichte des Museums und der Gläsernen Frau, dem bis heute populärsten Museumsobjekt, Bilder des Menschen in den modernen Wissenschaften. Im Raum „Leben und Sterben“ geht es um den Beginn und das Ende des Lebens, um Zellen, als kleinste Bausteine des Lebens sowie um unseren Umgang mit Krankheit und Alter. Dieser Raum wird derzeit konzeptionell überarbeitet und ist ab Februar 2017 mit einer neuen Gestaltung zu erleben. Im dritten Raum dreht sich alles um „Essen und Trinken“, also um die Ernährung als biologische Körperfunktion und vielgestaltige Kulturleistung. Der vierte Raum widmet sich dem Thema „Sexualität“, und lädt dazu ein, sich mit dem Verhältnis von Lust und Liebe, von Tabu und Freizügigkeit, von Lebensstil, Selbstentfaltung und Verantwortung auseinander zu setzen.
Die Fähigkeiten des menschlichen Gehirns stehen im Mittelpunkt des Raums „Erinnern − Denken – Lernen“, in dem zahlreiche interaktive Elemente die Möglichkeit bieten, seine Gedächtnisleistungen und Aufmerksamkeitsfähigkeit zu testen. Auch der Raum „Bewegung“ ist geprägt von Mitmachstationen, an denen man zum Beispiel den Gleichgewichtssinn überprüfen kann. Im letzten Raum „Schönheit, Haut und Haar“ werden Exponate der kosmetikhistorischen „Sammlung Schwarzkopf“ im Kontext aktueller naturwissenschaftlicher Erläuterungen präsentiert.
Bildungsangebote in der Dauerausstellung
Das Museum bietet rund dreißig Bildungsangebote ab der vierten Klasse an, für Grundschulen und Förderschulen ebenso wie für alle weiterführenden Schularten. Führungen und Projekte orientieren sich an den Lehrplänen sowie an den Interessen der Kinder und Jugendlichen. Neben dem zentralen Themenfeld „Mensch – Körper – Gesundheit“ können auch andere Schwerpunkte gewählt werden, wie z. B. Sexualität, Ernährung oder Sucht und Drogen.
Für die Sekundarstufe I und II aller Schularten wurden die Projekte „Wie wollen wir leben? Ethische Debatten im Museum“ entwickelt. Sie zeigen neue Wege des Lernens im Museum auf und sensibilisieren für das Thema „Ethik“. Auswirkungen der neuesten wissenschaftlich-technischen Entwicklungen auf unsere Gesellschaft sollten nicht nur in der Politik und in den Medien diskutiert werden, sondern auch mit Laien und Heranwachsenden.

Bildungsangebote im Kinder-Museum
Das Kinder-Museum „Unsere fünf Sinne“ ist ein Erlebnisbereich für Besucher im Alter von vier bis zwölf Jahren, der mit zahlreichen Mitmachelementen auf altersgerechte Weise die Angebote der Dauerausstellung ergänzt. Auf rund 500 Quadratmetern können Kinder die Geheimnisse und erstaunlichen Fähigkeiten der Sinne erkunden, mit denen sie ihre Umwelt entdecken – mit Sehen, Hören, Fühlen, Riechen und Schmecken. Gemeinsam mit Freunden, Eltern, Erziehern oder Lehrern können sie an zahlreichen interaktiven Stationen experimentieren.
Die Bildungsangebote richten sich an Vorschulgruppen und Grundschulen und orientieren sich an den Bildungsplänen für die Kindertagesstätten bzw. an den Lehrplänen für Grundschulen.
Bildungsangebote in den Sonderausstellungen
Die Sonderausstellungen befassen sich mit aktuellen Themen aus der Welt von Wissenschaft und Kultur. So können bis zum 19. August 2017 in der Sonderausstellung zum Thema „Sprache. Welt der Worte, Zeichen, Gesten“ die Vielfalt sprachlicher Ausdrucksformen erleben und aktiv mit ihnen experimentieren. Die Sonderausstellung „Scham. 100 Gründe rot zu werden“ beschäftigt sich bis zum 5. Juni 2017 mit der Scham als dem sozialen Gefühl schlechthin. Auch dazu steht ein umfangreiches Bildungsprogramm für Schulen zur Verfügung, u. a. in Kooperation mit einer Tänzerin, einem Slam-Poeten sowie Medien- und Theaterpädagogen.
Das Gläserne Labor im Deutschen Hygiene-Museum
Das Deutschen Hygiene-Museum beherbergt das „Gläserne Labor“, das von der Sächsischen Bildungsgesellschaft für Umweltschutz und Chemieberufe Dresden mbH betrieben wird. Es bietet ab der dritten Klasse die Möglichkeit, chemische, lebensmittelchemische und molekularbiologische Versuche durchzuführen. Die praktische Arbeit zielt vor allem auf eine Steigerung des Wissenschaftsinteresses und die Nachwuchsförderung im MINT-Bereich.
Lehrerfortbildungen
Ein umfangreiches Fortbildungsprogramm für Lehrerinnen und Lehrer aller Schularten ermöglicht das Kennenlernen der Ausstellungen und Bildungsangebote. In der Vorbereitungswoche für das jeweils kommende Schuljahr lädt das Museum Lehrerinnen und Lehrer zu Präsentationen, Führungen und Workshops ein. 2017 findet diese Fortbildung vom 1. bis 4. August statt.
Dr. Carola Rupprecht
Weitere Informationen
Adresse: Deutsches Hygiene-Museum Dresden | Lingnerplatz 1 | 01069 Dresden