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Girls’ Day und Co. – Schülerinnen erobern die MINT-Welt

Der Girls’ Day steht auch dieses Jahr wieder in den Startlöchern und mit ihm schnuppern am 25. April 2024 Schülerinnen aus ganz Deutschland in Berufe aus den Bereichen Handwerk, Industrie, Informatik, Wissenschaft und Technik – Berufe, bei denen der Frauenanteil unter 40 Prozent liegt. Spätestens an diesem alljährlichen Girls’ Day wird klar: Die Rufe nach mehr Frauen in MINT-Bereichen sind mittlerweile so laut, dass sie eigentlich niemand mehr überhören dürfte. Doch wie kann man als Lehrkraft den eigenen Unterricht so gestalten, dass sich die Schülerinnen bei MINT-Themen auch wirklich abgeholt und angesprochen fühlen?

Ein Beitrag von Silke Panten

Förderprogramme oder Kampagnen wie der Girls’ Day verfolgen ein großes Ziel: Schülerinnen und junge Frauen für Berufe in den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT) zu begeistern. Die gute Nachricht: 70 Prozent der Schülerinnen in Deutschland interessieren sich bereits für MINT-Themen. Das ergab eine Kurzstudie der Internationalen Hochschule (IU) Erfurt. Die schlechte Nachricht: Trotzdem sind lediglich etwas mehr als ein Drittel aller Studienanfänger:innen im MINT-Bereich Frauen. Allerhöchste Zeit also, diese Zahl etwas nach oben zu schrauben.

Warum brauchen wir überhaupt Frauen in MINT-Berufen?

Frauen sind in MINT-Bereichen wie der Informatik noch immer unterrepräsentiert

Frauen in MINT-Berufe einzubeziehen, ist schon lange nicht mehr nur eine Frage der Gerechtigkeit und Chancengleichheit. Es ist vielmehr eine strategische Notwendigkeit für die Zukunftsfähigkeit unserer Wirtschaft und insbesondere unserer Gesellschaft. Viele der Herausforderungen unserer Zeit, etwa der Klimawandel, die Energiewende oder die digitale Sicherheit erfordern ein breites Spektrum an Fähigkeiten. Frauen bringen hier ganz andere Erfahrungen und Perspektiven mit als Männer, was dazu beitragen kann, alternative Lösungsansätze für ebendiese gesellschaftlichen Herausforderungen zu entwickeln.

Gleichzeitig üben Frauen in MINT-Berufen eine Vorbildfunktion für zukünftige Generationen aus. Denn wenn Frauen erfolgreich in MINT-Berufen vertreten sind, inspirieren sie andere Frauen und Mädchen, sich ebenfalls für diese Branche zu interessieren. Langfristig könnte dies zur Schließung des Gender Gap in MINT-Berufen beitragen.

An welcher Stelle „verlieren“ wir die Schülerinnen?

Wenn sich doch aber fast drei Viertel aller Schülerinnen für MINT-Themen interessieren, sollte es doch eigentlich kein Problem sein, sie auch für die MINT-Welt außerhalb der Schule zu begeistern und vorzubereiten – oder? Laut der Kurzstudie der IU Erfurt empfinden die Schülerinnen den MINT-Unterricht in der Schule als langweilig, trocken und wenig motivierend. Die Lehrkräfte halten sich an den Lehrplan – Zeit und Kraft für ein Engagement darüber hinaus bleibt oft nicht. Immerhin geben mehr als 42 Prozent der 777 befragten Schülerinnen an, „ihre Lehrer:innen vermitteln die Inhalte auf eine langweilige Art und Weise“.

Auch an Vorbildern mangelt es den Schülerinnen zufolge. Mehr als ein Drittel der Befragten kennt niemanden, der oder die im MINT-Bereich arbeitet. Da weibliche Vorbilder auch als Mentorinnen dienen, die die Schülerinnen bei ihren MINT-Ambitionen unterstützen und ihnen Tipps geben können, haben Schülerinnen es ohne diese Vorbilder ungleich schwerer, sich auf dem MINT-Markt zu orientieren. Ohne die Möglichkeit, sich mit erfolgreichen Frauen in MINT-Berufen zu identifizieren, können Schülerinnen zudem das Gefühl haben, dass diese Karrierewege für sie unerreichbar sind, dass sie nicht genug Talent haben oder dass sie nicht in diese Berufe passen.

Wie können Schülerinnen niedrigschwellig für MINT-Themen begeistert werden?

Der Girls’ Day ist ein Anlaufpunkt für weibliche MINT-Interessierte, um noch etwas mehr in diese Themen reinzuschnuppern und Frauen kennenzulernen, die sich bereits für diesen Berufsweg entschieden haben. Welche Möglichkeiten gibt es noch, um insbesondere Schülerinnen für MINT-Themen zu begeistern?

Schülerlabore und Maker Spaces machen Schüler:innen auf spannende Weise mit MINT-Themen vertraut
  • Women of Science: Das Schulfernsehen planetschu!e des SWR stellt auf seiner Website die internationale Filmreihe Women of Science In sechs jeweils knapp 15-minütigen Filmen werden erfolgreiche Frauen in MINT-Berufen porträtiert, darunter die deutsche Luftfahrtingenieurin Tiziana Bräuer.
  • Girls Hacker School: Unter anderem an jedem ersten Wochenende im Monat bietet die Hacker School IT-Kurse speziell für Mädchen und Frauen Das Ziel ist es, fürs Programmieren zu begeistern, Hemmschwellen abzubauen und Wege in IT-Berufe aufzuzeigen.
  • MINT-Mentoring: Das Ada-Lovelace-Projekt hat ein Mentoring-Programm von Frauen für Frauen initiiert. Schülerinnen, die sich für ein MINT-Studium interessieren oder MINT-Studentinnen, die sich unsicher sind, ob es das Richtige für sie ist, können sich hier mit anderen Studentinnen eines MINT-Fachs austauschen.

Hier kommen noch weitere Ideen, wie MINT-Themen für alle Geschlechter innerschulisch oder außerschulisch auf spannende Weise vermittelt werden können:

  • Außerschulische MINT-Bildung: Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert sogenannte MINT-Cluster, regionale, niedrigschwellige, alltagsnahe und regelmäßige Angebote, um die MINT-Bildungslandschaft zu stärken. Mit dabei sind unter anderem Kinder- und Jugendeinrichtungen, Schülerlabore, MINT-Vereine, Museen, Unternehmen, Forschungseinrichtungen und Hochschulen. Auf der Webseite findet man inzwischen 53 solcher MINT-Cluster; auf der Landkarte lassen sich direkt die Projekte herausfiltern, die in der Nähe liegen.
  • Wettbewerbe und Veranstaltungen: Wettbewerbe motivieren nicht nur durch die Preise, die gewonnen werden können. Auch die Erfolgserlebnisse, die sie schaffen, prägen Schüler:innen nachhaltig. Die Website Studienkreis.de bietet eine Übersicht über jährliche deutschlandweite Wettbewerbe aus den Bereichen Mathematik, Umwelt, Naturwissenschaften, Informatik und Technik.
Girls’-Day-Veranstaltung mit der Professorin Dr. Kirsten Kübler und der Staatssekretärin im BMBF Judith Pirscher. Die Schülerinnen lernen die Struktur der DNA kennen und bekommen Einblicke in die bioinformatische Forschung. | © Marc Beckmann
  • Experimentierkurse in und um Berlin: Das Netzwerk GenaU bietet sowohl verschiedene Experimentierkurse für Schulklassen als auch Oberstufenkurse an. Man kann unter anderem nach Fachrichtung und Jahrgangsstufe filtern.
  • Schülerlabore: Mit dem Projekt Schülerlabor-Atlas lassen sich blitzschnell regionale außerschulische Lernorte wie klassische Schülerlabore oder Schülerforschungszentren finden. Es gibt verschiedene Filtermöglichkeiten, mit denen man sich passende Schülerlabore und Co. anzeigen lassen kann.
  • MINT-Projekte: Das BMBF hat noch viele weitere deutschlandweite MINT-Angebote zum Experimentieren, Programmieren und Dazulernen zusammengetragen. Ein Blick lohnt sich!

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