Der Herbst ist im Anmarsch – und nach den langen aktiven Sommertagen kommt wieder die Zeit, sich mit neuen Themen und Büchern auseinanderzusetzen. Daher haben wir uns in den letzten Wochen bei den Verlagen nach spannenden Neuerscheinungen aus der MINT- und Didaktik-Welt umgeschaut. Entdeckt haben wir wieder interessante Titel – nicht nur, aber auch für die Unterrichtsvorbereitung.
Ein Beitrag von Jörg Schmidt
Der Elefant im Universum
Das große Rätsel der Dunklen Materie
Einfach unauffindbar? Dem renommierten niederländischen Autor und Hobbyastronom Govert Schilling gelingt es, in einfacher und anschaulicher Sprache den Leser:innen einen spannenden Einblick in die moderne Astro- und Teilchenphysik zu geben. Hierbei verwendet er den Begriff der „Dunklen Materie“, um den größten Teil der Materie im Universum zu beschreiben. Und allein dies wäre schon aller Ehren wert. Doch Goverts Buch bietet weitaus mehr. Vor allem seine Porträts der Menschen hinter den Theorien sind wunderbar und bringen den Lesenden die Faszination Forschung nahe. So fesselnd kann Astronomie sein!
Govert Schilling
Der Elefant im Universum
Das große Rätsel der dunklen Materie
400 Seiten, Stuttgart:
Kosmos 2024. 28 €
Die Neandertaler und wir
Meine Suche nach den Urzeit-Genen
Einfach lesen: Das Standardwerk des Begründers der Paläogenetik ist nun in erweiterter Auflage neu erschienen und wird von mir all denjenigen zur Lektüre ans Herz gelegt, die dieses faszinierende Buch noch nicht gelesen haben sollten. Pääbos Beschreibung der erstmaligen Sequenzierung von DNA aus dem Armknochen eines Neandertalers liest sich spannend wie ein Krimi und gibt einen guten Einblick in die von ihm begründete Paläogenetik. Pflichtlektüre!
Svante Pääbo
Die Neandertaler und wir
Meine Suche nach den Urzeit-Genen
erweitere Neuausgabe 414 Seiten, München:
DVA 2024. 26 €
Wie man vorhersieht, womit keiner rechnet
Richtige Prognosen treffen und unnütze vermeiden
Einfach vorhersehbar: Der Co-Direktor des Zentrums für mathematische Biologie der University von Bath, Kit Yates, beschäftigt sich mit einem aktuellen Thema: Wie können wir bessere Vorhersagen treffen? Eine alltagsnahe Angelegenheit, sind wir doch ständig von „mangelhaften Prognosen“ umgeben. Yates erklärt anschaulich, wie und warum Vorhersagen schiefgehen. Zufall und nichtlineares Verhalten sind für ihn die zentralen Ursachen für fehlerhafte Zukunftsprognosen. Yates skizziert Beispiele und zeigt, wie zweifelhafte Prognosen zu erkennen sind. Sehr empfehlenswert und toll als Unterrichtsanregung einsetzbar.
Kit Yates
Wie man vorhersieht, womit keiner rechnet
Richtige Prognosen treffen und unnütze vermeiden
Aus dem Englischen von Monika Niehaus und Bernd Schuh
432 Seiten, München:
Piper 2024, 24 €
Eva
Das Wunder des weiblichen Körpers – und wie er seit 200 Millionen Jahren die Entwicklung des Lebens auf der Erde vorantreibt
Einfach weiblich: Kaum zu glauben, aber auch in der Forschung dominiert der männliche Blick. Viel zu lange hat sich die Wissenschaft fast ausschließlich auf den männlichen Körper konzentriert. Erst in den letzten Jahren beginnt man, sich auch intensiver mit dem weiblichen Körper zu beschäftigen. Cat Bohannon gelingt es, diese spannenden Ergebnisse detailreich aufzubereiten. So entsteht eine Gebrauchsanweisung für das weibliche Säugetier. Warum menstruieren Frauen? Haben Ammen die Zivilisation vorangetrieben? Bohannnon beschreibt die Entwicklung des weiblichen Körpers in den letzten 200 Millionen Jahren und skizziert anschaulich, wie er funktioniert und was es bedeutet, biologisch eine Frau zu sein. Ein mehr als spannend zu lesendes Buch – nicht nur für Frauen lesenswert!
Cat Bohannon
Eva
Das Wunder des weiblichen Körpers – und wie er seit 200 Millionen Jahren die Entwicklung des Lebens auf der Erde vorantreibt.
768 Seiten, München:
C. Bertelsmann 2024. 30 €
The Internet of Animals
Was wir von der Schwarmintelligenz des Lebens lernen können
Einfach den Tieren folgen: Weltweit werden Hunderttausende Tiere mit Sendern ausgestattet und per Satellit auf ihren Wanderungen beobachtet. Dieses Großprojekt der Verhaltensbiologie namens ICARUS wird von Martin Wikelski, Direktor des Max-Planck-Instituts für Verhaltensbiologie in Konstanz, entwickelt und geleitet. Und in seinem Buch schildert Wikelski den langen Weg von der Idee seines Projekts bis hin zur Verwirklichung – dem „Internet der Tiere“. Wie konnten Sender konstruiert werden, die selbst Kolibris tragen können? Wie gelang die Zusammenarbeit mit der ISS? Und warum sammelt nach Ausbruch des Kriegs in der Ukraine nun ein Mikrosatellit nicht nur die Daten von Zugvögeln, Bären, Giraffen, Seelöwen, Schildkröten und Fledermäusen, sondern auch die von Libellen und weiteren Tieren ein? Das Faszinierende: Die so gewonnene tierische Big Data ermöglicht ein Messsystem für viele Vorgänge auf der Erde: vom Klimawandel über die Ausbreitung von Seuchen bis hin zu Frühwarnsystemen vor Erdbeben. All dies – und vieles mehr – lässt sich aus den Bewegungsmustern der Tiere ablesen. Unbedingt lesen!
Martin Wikelski
The Internet of Animals. Was wir von der Schwarmintelligenz des Lebens lernen können
320 Seiten, Hamburg:
Malik 2024, 25,00 €
