Viele im Beruf stehende Lehrer fühlen sich durch unmotivierte und undisziplinierte Schüler sowie Auseinandersetzungen mit Eltern belastet. Schüler respektieren nicht mehr „wie früher“ die Lehrerrolle. Konzentration und Motivation der Schüler werden als eher gering erlebt, Verhaltensauffälligkeiten sind häufig. Im Rahmen der Berufslaufbahn von Lehrern werden die Phase des Berufseinstieges und die Situation älterer Lehrkräfte als besonders problematisch erlebt. Junge Lehrer beklagen, dass sie unzureichend auf die über die Stoffvermittlung hinausgehenden Aspekte der Tätigkeit vorbereitet und zu wenig intensive Betreuung in den ersten Berufsjahren erfahren. Ältere Lehrer sehen sich mit dem Altersunterschied konfrontiert: „Ich könnte die Oma meiner Schüler sein“, „Ich bin nicht mehr so leistungsfähig wie früher“. Konflikte mit der Schulleitung und im Kollegium tragen dazu bei, dass sich Lehrer in ihrem Beruf unwohl fühlen.
Wie aus Belastungen Erkrankungen werden können
Was letztlich zum gesundheitsgefährdenden Problem wird, hängt in hohem Maße von den individuellen Voraussetzungen, Einstellungen und Möglichkeiten ab. Charakteristisch für erkrankte Lehrer ist, dass sie sich nicht gedanklich von der belastenden Arbeitssituation lösen können. Sie resignieren bei beruflichen Misserfolgen und besitzen wenige Möglichkeiten, Unterstützung aus dem eigenen sozialen Netz zu mobilisieren. Die Betroffenen haben Schwierigkeiten, aktive Entspannung zu praktizieren oder trotz schwieriger Situationen positiven Ausgleich zu finden. Die mit Abstand häufigste Diagnose ist dann Depression, oft einhergehend mit Burnout-Erleben. Die Betroffenen erleben sich praktisch in allen Bereichen als hochgradig beeinträchtigt. Ihre Stimmung ist gedrückt, bis hin zu Konstellationen, in denen das Gefühl besteht, dass alles irgendwie weit weg und gleichzeitig fatal ist.
Aktuell erleben Lehrkräfte folgende Faktoren als besonders belastend:
- Unmotivierte und undisziplinierte Schüler („Null-Bock-Generation“)
- Auseinandersetzungen mit Eltern
- Geringe Gestaltungsmöglichkeiten im Schulsystem
- Konflikte im Kollegium
- Unzureichende Unterstützung durch die Schulleitung
- Ständig neue, wenig ausgereifte Vorgaben der Ministerien
- Schlechte Ausstattung der Schulen
- Ein als unangemessen gering erlebtes Ansehen von Lehrern in der Gesellschaft
Was gesunde Lehrer auszeichnet
Gesunde Lehrer können sich aktiv entspannen und positives Erleben herbeiführen. Gerade angesichts von Belastungen wird das soziale Netz gepflegt. Gesunde Lehrer können schwierige Situationen aushalten, gleichzeitig trauen sie sich zu, solche Belastungen aktiv zu verändern.
Mit AGIL gesund werden und bleiben
AGIL (Arbeit und Gesundheit im Lehrerberuf) ist ein Gruppenprogramm, das in der Schön Klinik für Lehrer konzipiert wurde, die ihren Beruf als hochgradig belastend empfinden. In dem Programm, das stationär behandelten Lehrkräften angeboten und, in modifizierter Form in vielen Bundesländern auch präventiv angeboten wird, geht es darum, Strategien zu entwickeln, mit deren Hilfe Lehrer langfristig in ihrem Beruf gesund bleiben können.
Unterstützung für Lehrer zur Reduktion von beruflichem Stress
AGIL unterstützt Lehrer bei der Nutzung eigener Möglichkeiten zur Reduktion von chronischer beruflicher Überlastung („Stress“). Bei der Konzeption des Therapieprogramms wurden bewährte Strategien zur Stressbewältigung auf die Besonderheiten des Lehrerberufes hin zugeschnitten. Grundsätzlich geht es darum, eigene Leistungsansprüche, Werte und Ziele zu reflektieren und mit den realen Möglichkeiten abzugleichen. Denn es hängt in hohem Maße von den eigenen Einstellungen und Wertungen ab, ob eine bestimmte schwierige schulische Situation als frustrierend bis bedrohlich oder als gut lösbar wahrgenommen wird. Erhebliches Entlastungspotenzial liegt damit beim Optimieren der eigenen Strategien im Umgang mit Belastungen.
Austausch mit anderen Betroffenen
Nicht zu unterschätzen ist der Austausch in der Gruppe : Lehrer tauschen sich über ihre Belastungen, insbesondere aber auch über Lösungsmöglichkeiten untereinander aus, diskutieren miteinander, fühlen sich verstanden. Bestimmte Ängste, Gedanken oder Strategien bringen die Betroffenen oftmals erst in diesem sehr geschützten Raum zur Sprache – und fühlen sich später enorm erleichtert.
Wesentliche Therapieelemente von AGIL
- Informationsvermittlung über die Entstehung und die Auswirkung von chronischem Stress
- Identifizieren individueller Belastungsbereiche, eigener Stresssymptome und eigener Ressourcen
- Erarbeiten konkreter Stressbewältigungsstrategien
- Vermittlung von Kompetenzen zur systematischen Problemlösung, Möglichkeiten des Krafttankens und der Erholung
Die Teilnehmer erhalten ausführliche Arbeits- und Merkblätter, die zur Vor- und Nachbetreuung der Sitzungen anregen.
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